Agricola

[75] Agricola, Cn. I., aus Forum Julii, Sohn des J. Gräcinus den Caligula hinrichten ließ; Agricola erhielt in Massilia seine Bildung und that unter Suetonius Paulinus in Britannien die ersten Kriegsdienste. Unter Vespasian stieg er rasch, wurde Consul und erhielt die Statthalterschaft über Britannien. In 8 Jahren bezwang er es bis an den Clyde und Forth und sicherte es durch Schanzen gegen die Kaledonier; die Ordnung und Gerechtigkeit, mit welcher er verwaltete, gewann ihm die Unterworfenen und er gewöhnte sie an die römische Cultur mit überraschendem Erfolge. Der eifersüchtige Domitian rief ihn zurück; Agricola entzog sich vorsichtig allen Staatsgeschäften, starb aber 54 J. alt, 98 nach Chr. Sein Schwiegersohn, der Geschichtschreiber Tacitus, hat ihm in seiner Lebensbeschreibung ein unvergängliches Denkmal gesetzt. 2. Namen mehrer Heiligen und Martyrer, deren Andenken am 17. März, 3. u. 16. Dec. gefeiert wird. 3. Latinisirter Name mehrer deutschen Gelehrten: a. Rud. von Baflen bei Gröningen, 1443, einer der bedeutendsten Humanisten, lebte, studierte und lehrte lange Zeit in Italien, zuletzt in Worms und Heidelberg; st. 1485. b. Georg, geb. zu Glauchau 1490, st. zu Chemniz 1555, ein vielgelehrter Mann, der erste eigentliche Mineraloge in Deutschland, Arzt, Bergbaukundiger; blieb dem kath. Glauben treu und wurde deßwegen viel gehaßt und verfolgt. Sein Leichnam durfte nicht auf dem luther. Gottesacker in Chemniz begraben werden und wurde nach Zeitz abgeführt. c. Joh., eigentl. Schneider, aus Eisleben, geb. 1492, eifriger Anhänger seines Landsmannes Luther, 1525 Pfarrer in Eisleben, 1537 in den Antinomistenstreit gegen Melanchton verwickelt, durch Luthers Einfluß nach Brandenburg vertrieben, wo er reformirte und sich mit Luthern wieder aussöhnte. Sein Antheil an der Abfassung des Interims 1548 zog ihm die Anklage der Verrätherei an dem [75] Evangelium zu; er starb 1566 und hinterließ neben vielen theolog. Werken eine Sammlung und Erklärung deutsch. Sprichwörter. d. Martin, aus Sorau, gest. 1556, Musiker u. Gelehrter, Cantor in Magdeburg. e. Joh. Friedrich, großer Orgelspieler und bedeutender musikal. Schriftsteller des vorig. Jahrh. st. 1774 als königl. Kapellmeister in Berlin. f. Ludw. Dr. A. aus Göllnitz bei Altenburg, Prediger, st. 1828, ausgezeichneter Obstbaumzüchter.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 75-76.
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