Amphitheater

[164] Amphitheater, d.h. Rundschauplatz, war bei den Römern ein Gebäude, besonders zur Aufführung von Thierkämpfen und Fechterspielen bestimmt, von runder oder ovaler Form. In der Mitte war der freie Platz, area oder arena, so genannt, weil mit seinem Sand bestreut, für die Spiele oder Kämpfe bestimmt. Die Arena war mit einer massiven Mauer umgeben; auf dieser Mauer war das podium oder die erste Sitzreihe für die Vornehmen. Von dem podium erhoben sich stufenweise die Sitzreihen, die in mehrere Stockwerke abgetheilt waren. Zwischen jedem Stockwerke lief ein Gang (praecinctio, balteus) rundum, aus welchem Thüren (vomitoria) in die Sitzreihen führten. Von Stockwerk zu Stockwerk führte eine bestimmte Anzahl Treppen (scalae) mit besonderer Rücksicht auf die Thüren; der Raum zwischen zwei Treppen hieß cuneus. Auf dem podium waren, wie gesagt, die ersten Sitzreihen, die Senatoren und Ritter nahmen die nächsten ein und dann folgten die für das gemeine Volk bestimmten steinernen Sitzreihen (popularia), während zu oberst eine Gallerie umlief, wo die Zuschauer stehend aushalten mußten. Ueber das ganze offene Gebäude wurde zum Schutze gegen Regen und Sonne ein Tuch (velarium) ausgespannt, wozu jedenfalls sehr complicirte Vorrichtungen nothwendig waren. Unter dem Podium wurden in eigenen, mit eisernen Gittern verschlossenen Ställen (caveae) die wilden Thiere aufbewahrt; dort befanden sich auch die Eingänge der Gladiatoren. – Die Römer bauten zuerst hölzerne Amphitheater, unter Augustus und später steinerne. Das berühmteste von allen ist das des Vespasianus um 80 n. Chr. erbaut; es faßte auf den Sitzreihen 85000 Menschen, auf der Gallerie 20000, erhob sich in 3 Stockwerken zu einer Höhe von 157 Par. Fuß, die Arena hatte in der Länge 285', in der Breite 182'; der Umfang des Gebäudes beträgt von außen 1681' (s. Colosseum). In Nismes, Trier und besonders in Verona haben sich ebenfalls röm. Amphitheater erhalten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 164.
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