Arnold von Brescia

[266] Arnold von Brescia, Schüler Abälards, wurde Mönch und führte ein ascetisches Leben. Damals war ganz Italien in Gährung, die Lombardei aber in offenem Kampfe für ihren republik. Städtebund gegen Kaiser Friedrich I. A. gab sich dem Zeitgeiste hin, und zwar nicht bloß in der republik. Richtung gegen den Kaiser und die weltlichen Fürsten, sondern er eiferte noch mehr gegen die Macht der geistlichen Herren, die er zur apostolischen Armuth zurückführen wollte. Er wurde excommunicirt, hielt sich eine Zeit lang in der Schweiz, namentlich in Zürich auf, wo er das Volk bearbeitete, ging dann 1144 nach Rom, fanatisirte das Volk für die Republik gegen den Papst (er ist das mittelalterliche Seitenstück zu den geistlichen und weltlichen Revolutionsmännern in Rom vom J. 1848; der ernstere Sinn des Mittelalters zwang den Demagogen, im Gewande ascetischer Entsagung zu erscheinen, während die neumodischen Republikaner sich und das weibliche Geschlecht emancipiren), so daß Papst Lucius II. durch einen Steinwurf getödtet wurde und Eugen III. entfliehen mußte. Aber Papst Hadrian IV. belegte Rom mit dem Interdikt, was die Römer so mürbe machte, daß A. für gut fand, aus Rom zu fliehen und auf der Burg eines campanischen Edelmanns seinen Aufenthalt zu nehmen. Kaiser Friedrich I. zwang aber den Edelmann zur Auslieferung A.s, übergab ihn dem Papste, der ihn 1155 hinrichten und dann verbrennen ließ.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 266.
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