Arnold von Brescia

[803] Arnold von Brescia, der kühnste und talkräftigste Gegner der Hierarchie im 12. Jahrh., geboren um 1100, gest. 1155, war ein Schüler Abälards und Geistlicher in seiner Vaterstadt Brescia. Als die Quelle des Verderbens in der Kirche erkannte er die weltliche Macht und den Reichtum der Geistlichkeit. Demgemäß forderte er, daß die Geistlichen auf allen irdischen Besitz verzichten, sich mit freiwilligen Spenden der Gläubigen begnügen und sich die Armut der Apostel zum Vorbild nehmen sollten. Solche Lehren, durch nüchterne Sittenstrenge bekräftigt und mit hinreißender Beredsamkeit verkündigt, sammelten zahlreiche Anhänger um ihn. Aber auf die Anklage des Bischofs von Brescia hin wurde A. durch die Lateransynode von 1139 seines Amtes entsetzt, aus Italien verwiesen und begab sich zu Abälard nach Frankreich, wo er in der Verkündigung seiner Lehren fortfuhr. Auch von hier auf Veranlassung Bernhards von Clairvaux vertrieben, floh er 1142 nach Zürich, gehörte 1143–45 zum Gefolge des Kardinals Guido, Legaten für Böhmen und Mähren, und kehrte 1145 mit Genehmigung Eugens III. nach Italien zurück. Erst 1147 begann er in Rom, das die päpstliche Herrschaft abgeschüttelt hatte, wieder öffentlich zu predigen und wurde das geistige Haupt der römischen Republik, während der Papst ihn als Ketzer bannte. Als aber Eugens Nachfolger Hadrian IV. 1155 das Interdikt über Rom verhängte, wurde A. durch den Senat ausgewiesen. Er floh nach Tuscien, wo ihn Friedrich I. in seine Gewalt brachte; dem römischen Stadtpräfekten ausgeliefert, wurde er, nachdem er den Widerruf verweigert hatte, am Galgen hingerichtet; sein Leichnam wurde verbrannt und die Asche in den Tiber gestreut. Vgl. Giesebrecht, A. von Brescia (Münch. 1873); Clavel, Arnaud de Brescia et les Romains du XII. siècle (Par. 1868); Bonghi, Arnoldo da Brescia (Rom 1885); Hausrath, A. von Brescia (Leipz. 1892). Dramatisch ward Arnolds Schicksal von Bodmer und Niccolini bearbeitet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 803.
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