Blähungen

[556] Blähungen (flatus) nennt man die im Uebermaße im Magen und Darmkanal angehäuften Gase, ohne daß sie Abgang nach unten oder oben finden; so entsteht Austreibung des Darmkanals und der Bauchdecken, jener krankhafte Zustand, der unter dem Namen Blähungsbeschwerden (flatulentia) bekannt ist. Freilich ist es nicht immer Uebermaß der Gase, sondern häufig auch Erschlaffung und Lähmung der Darmwände, welche die gleichen Erscheinungen bewirkt. Die begleitenden Zufälle der Flatulenz sind theils kolikartige, oft sehr heftige Schmerzen (die Windkolik), theils mancherlei peinigende, selbst gefährlich werdende Beschwerden in anderen Organen, in Folge von Druck auf die Lungen und gestörtem Kreislauf, wie Athemnoth, Seufzen, Herzklopfen, Schmerzen an verschiedenen Stellen, Krämpfe, Ohnmachten. Besonders Hypochonder und Hysterische sind der Flatulenz unterworfen, wie überhaupt Personen von schwacher Verdauung u. trägem Stuhle, und begünstigt wird das Leiden durch Genuß blähender Speisen u. Getränke, wie Hülsenfrüchte, unausgegohrene Biere, Selterswasser etc. Die Behandlung hat theils die Ursachen zu entfernen, theils durch passende Mittel auf Wegschaffung der Gase hinzuarbeiten. Solche Mittel sind entweder gasaufsaugende, oder solche, [556] welche die Gährung hemmen und die Darmbewegung regeln, die sogenannten carminativen, blähungtreibenden Mittel.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 556-557.
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