Blähungen

[14] Blähungen (Flatulenz, lat. Flatus, Crepitus ventris), im Darmkanal vorhandene Gase, die von Zeit zu Zeit durch den After abgehen, wenn sie sich aber im Darm anhäufen, allerhand Beschwerden verursachen. Manche Menschen leiden habituell an abnormer Anhäufung und Zurückhaltung der Darmgase (Blähsucht, Trommelsucht, Windsucht). Häufig sind B. Symptom von Entzündungen der Darmschleimhaut, Bauchfellentzündungen, Darmverschließungen, Einklemmungen etc. Die Gase entstehen durch Zersetzung der Nahrungsmittel, treten besonders auf[14] bei Personen mit schwacher Verdauung, bei verdorbenem Magen, nach überreichlichen Mahlzeiten, namentlich nach dem Genuß blähender, d. h. bei der Verdauung viel Gase entwickelnder Speisen und Getränke (Hülsenfrüchte, Kohl, Rüben, Most, junges Bier). Folgen der Luftanhäufung sind die Blähungsbeschwerden. Kolikartige, kneipende Schmerzen ziehen von einer Stelle des Unterleibes zur andern oder sitzen heftig zusammenschnürend an einer Stelle. Dazu kommen, weil das Zwerchfell durch die ausgedehnten Därme nach oben gedrückt wird, Atemnot, Herzklopfen, Kopfweh, Schwindel und Ohnmachten, Gemütsverstimmung. Abgang von B. erleichtert die Beschwerden, längeres Ausbleiben oder Versetzung der B. steigert das Übel. Die schwersten Fälle (Meteorismus, Tympanites) sieht man bei den tödlich endenden Bauchfellentzündungen und Darmverschlüssen. Die Behandlung der B. erfordert Vermeidung aller blähenden Speisen, Regulierung des Stuhlganges, fleißige Bewegung im Freien, Vermeidung von Erkältungen. Zuweilen leistet ein warmes Bad ersprießlichste Dienste. Bei Aufblähung ist nur durch sachkundige Untersuchung und Feststellung der Ursache Hilfe zu erwarten. Bei gleichzeitig vorhandenen heftigen Schmerzen im Unterleib unterlasse man das Streichen und Kneten, bis der Arzt es erlaubt hat. In den leichtern Fällen tun oft die sogen. blähungtreibenden Mittel (Carminativa): Kamillen, Fenchel, Anis, Pfefferminztee, gute Dienste. In ganz schweren Fällen hat man den Darm mit einem feinen Trokar angestochen oder durch ein langes Mastdarmrohr die Luft mechanisch entleert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 14-15.
Lizenz:
Faksimiles:
14 | 15
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika