Campe

[772] Campe, Joachim Heinrich, geb. 1746 zu Deensen im Braunschweigischen, 1776 Educationsrath und Director des Philantropins in Dessau, gründete 1777 ein eigenes Institut in Trittow und die »Schulbuchhandlung«, welche er später seinem Schwiegersohn Vieweg übergab. 1805 wurde er Dechant des Stifts Cyriaci in Braunschweig, 1809 Dr. der Theologie durch die Universität Helmstedt, st. 22. Oct. 1818 und wurde in seinem Garten bei Braunschweig begraben. C. ist einer der bekanntesten Pädagogen des vorigen Jahrh.; seine Methode, die den Kindern das Lernen zum Spiel machte, kam bald in Mißcredit, als sich deren Folgen: Oberflächlichkeit und Charakterschwäche zeigten; sein sentimentaler Rationalismus war eben so wenig geeignet tüchtige Charaktere zu bilden, sein Sprachreinigungsversuch patriotisch, machte ihn aber lächerlich. C. hat sehr viel geschrieben, besonders für die Jugend; sein Robinson ist weltbekannt, seine Entdeckung von Amerika, Sammlung von Reisebeschreibungen etc. sind in Deutschland vielverbreitet; sämmtliche Kinder- u. Jugendschriften umfassen 37 Bde. Eine angenehme Sprache, das Bestreben zu belehren u. sittlichen Eifer in die Herzen zu pflanzen, sind anerkennenswerthe Eigenschaften dieser Schriften, dagegen sind sie widerlich durch die schulmeisterliche Untrüglichkeit, welche C. zur Schau trägt, durch rationalistische Zerflossenheit und eine fortwährende Feindseligkeit gegen die katholischen Institutionen, von denen C. auch von ferne keinen Begriff hat.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 772.
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