Campe

Campe

[371] Campe (Joachim Heinr.), um deutsches Schul- und Erziehungswesen und um die Fortbildung der deutschen Sprache als Schriftsteller und Lehrer hochverdient, wurde 1746 zu Deensen im Braunschweigischen geboren, studirte [371] in Helmstedt und Halle Theologie und erhielt bald eine Anstellung als Feldprediger bei dem Regimente des Prinzen und nachherigen Königs Friedrich Wilhelm II. von Preußen.

Innerer Beruf trieb ihn jedoch zur Theilnahme an den damaligen Bestrebungen mehrer verdienter Männer, welche dem Schul- und Erziehungswesen aufzuhelfen suchten und er folgte daher 1777 einem Rufe an das Philanthropin nach Dessau, dessen Leitung er nach Basedow's (s.d.) Abgang übernahm. Die Umstände bewogen C. jedoch, diese Stellung bald aufzugeben und er gründete nun in der Nähe von Hamburg eine Erziehungsanstalt, wo er unabhängiger wirken konnte, überließ sie aber wegen überhandnehmender Kränklichkeit 1783 dem ihm von Dessau her befreundeten Professor Trapp und lebte in Trittow bei Hamburg, bis er 1787 als Schulrath nach Braunschweig berufen ward. Bald darauf kam er auch in den Besitz einer bis dahin mit dem dortigen Waisenhause verbunden gewesenen Buchhandlung, welche sich unter der Firma »Schulbuchhandlung« vorzüglich durch den Verlag seiner Schriften zu einer der angesehensten erhoben hat, später von ihm dem Gemahl seiner einzigen Tochter übergeben und von diesem immer mehr erweitert worden ist. Die Universität Helmstedt ehrte 1809 durch Übersendung des Diploms eines Doctors der Theologie C.'s Verdienst, der endlich nach einem dem Wohle der Menschheit gewidmeten thätigen Leben, ermattet an Körper- und Geisteskräften, welche zuletzt noch die Vollendung seines »Wörterbuchs der deutschen Sprache« (5 Bde., in 4., Braunschw. 1807–11) erschöpfte, seine letzten Jahre in häuslicher Zurückgezogenheit und in seinem Garten bei Braunschweig verlebte, wo er auch nach seinem am 22. Oct. 1818 erfolgten Tode eine Ruhestätte fand. Unter seinen »Sämmtlichen Kinder- und Jugendschriften« (37 Bde., 4. Aufl., 1829–32) steht sein »Robinson der Jüngere« (24. Aufl. 1832) obenan und hat C.'s Namen weltbekannt gemacht, da er in alle europ. Sprachen übersetzt worden ist. Ähnliche Verbreitung haben sein »Theophron, oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrene Jugend«, seine »Entdeckung von Amerika« und andere gefunden, wie denn überhaupt C.'s Erziehungsschriften zu den werthvollsten und gelesensten der deutschen Literatur gehören.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 371-372.
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