Cherub

[82] Cherub, der, in der Mehrzahl Cherubim, repräsentirt im alten Bunde als ideale Gestalt das geschöpfliche Leben in seiner höchsten Fülle und damit die Schöpferkraft Gottes. Den Deckel der Bundeslade mit ausgebreiteten Flügeln bedeckend, bildeten die C. den Thron der gegenwärtigen Majestät Jehovas; ungewiß bleibt, ob diese mit dem Menschenantlitze (Symbol der Weisheit) auch das des Stiers, Löwen u. Adlers d.h. die Symbole der Stärke u. Langmuth, des Edelmuthes und des Scharfblickes verbanden, wie sie Ezechiel sah. Ihren Namen, der die Gelehrten längst beschäftigt, haben sie wohl vom Nahesein am Throne Gottes; sie machen mit den Seraphim (Glühenden) und Throni die oberste Ordnung der Engel, näher den zweiten der 9 Engelchöre aus und erscheinen als Träger von Gottes Thron, auch als Wächter des Paradieses mit flammenden Schwertern. Die Neuern stellen die C. gemeiniglich durch geflügelte Kinderköpfe vor, P. Cornelius näherte sich wiederum der Beschreibung Ezechiels u. der hl. Schrift überhaupt, indem er in seinem Gemälde »die Weltschöpfung« (Ludwigskirche zu München) den Leib derselben in Flügeln enden läßt, ihnen den Erdball in die Hände gibt und sie gleichsam zu Schemeln der Füße Gottes macht.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 82.
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