Cherub

[9] Cherub (in der Mehrzahl Cherubim), Gebilde der religiösen Symbolik des Alten Testaments, deren Grundgestalt die menschliche ist, mit der aber die leiblichen Attribute andrer Wesen, des Löwen, Stieres, Adlers, besonders Flügel, verbunden sind, indem die Gestalt das Vollkommenste zusammenfassen und als Repräsentant der Herrlichkeit der Schöpfung gelten soll. In der Bibel erscheinen die Cherubim als Wächter des Paradieses nach dem Sündenfall, als Beschirmer der Bundeslade, als Vertreter der Gottesmajestät in den Visionen des Ezechiel, als Thron des richtenden Gottes (Wolken, Blitz und Sturm) in den Psalmen. – An eine Entlehnung der Idee der Cherubim aus Ägypten oder Assyrien ist nicht zu denken, denn die geflügelten Gestalten auf ägyptischen und assyrisch-babylonischen Denkmälern sind Objekt der Anbetung und nicht Symbol der Gott verehrenden Schöpfung. In der christlichen Poesie ist der C. geradezu zu einem Engel höherer Ordnung geworden, während die vier Gesichter, die sie bei Ezechiel zeigen (Mensch, Löwe, Stier, Adler), in der christlichen Kunst sich zu Attributen der vier Evangelisten gestalteten. In der mystischen Haggada bilden die Cherubim die erste Reihe der Himmelsscharen, der die Ophanim als zweite, die Chajoth als dritte und die Engel (Malachim) als vierte Reihe folgen.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 9.
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