Haggada

[620] Haggada (hebr.; aram. Agada; »Erzählung, Verkündigung, Belehrung«), bis zum Abschluß des Talmuds die allgemeine Bezeichnung für die Bearbeitung der Bibel nach erbaulichen. ethischen und geschichtlichen Motiven, im Gegensatz zur Halacha (s. d.), der Regelung der gesetzlichen Praxis. Der Kreis der H. wurde später erweitert, da sie neben Exegese, Ethik und Geschichte noch Dogmatik, Kultus, Kabbala, Naturwissenschaften und Geographie in ihren Studienplan aufnahm, um die Angriffe auf das Judentum nachhaltiger bekämpfen zu können. Zur Darstellung der haggadischen Wissensfächer wurde teils die einfache natürliche, teils die allegorisch-symbolische Redeweise, teils die hyperbolische Ausschmückung benutzt. Die H. des Talmuds ward, den biblischen Büchern angeschlossen, später (bis zum 9. Jahrh. n. Chr., z. T. aber auch erst im 13. Jahrh.) zusammengestellt in den Midraschim (s. Midrasch). Das umfangreiche Material der H. liegt in der deutschen Übersetzung Wünsches vor, das des Midrasch rabba in 10 Bänden (Leipz. 1881–84), der Pesikta (das. 1885), des Midrasch der Psalmen (Trier 1891, 2 Bde.), das des Talmuds in »Der babylonische Talmud in seinen haggadischen Bestandteilen« (Leipz. 1888 ff., 4 Bde.) und in »Der jerusalemische Talmud in seinen haggadischen Bestandteilen«, 1 Bd. (Zürich 1880). – Die »H. von Pessach« bietet das Ritual der an den beiden ersten Abenden des Passahfestes stattfindenden Familienfeier.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 620.
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