Attribūt

[71] Attribūt (lat., »das Beigelegte«), die einem Dinge zukommende Eigenschaft, das Kennzeichen, Merkmal. Insbesondere nennt die Logik alle diejenigen Merkmale Attribute, die notwendige Folgen der in der Realdefinition (s. Definition) zusammengefaßten (wesentlichen) Bestimmungen eines Begriffes sind. In der Metaphysik heißen ebenso die dauernden Grundbestimmungen der Substanz (nach Spinoza Denken und Ausdehnung, nach v. Hartmann Idee und Wille). – In der Theologie versteht man unter Attributen wesentliche Eigenschaften Gottes, z. B. Allmacht, Ewigkeit etc., im Unterschied von den Prädikaten, die von ihm in seinem Verhältnis zur Welt ausgesagt werden (z. B. Schöpfer, Regierer), und den Proprietäten, die sich auf die Dreieinigkeit beziehen. – In den bildenden Künsten, besonders in der Bildhauerkunst, sind Attribute gewisse, dem Hauptgegenstande der Darstellung beigegebene Zeichen bestimmter Eigenschaften und Zustände, eine Art von Symbolen, die dazu dienen, der Figur oder dem Bilde mehr Bedeutsamkeit und Deutlichkeit zu geben. Die Anwendung der Attribute in den bildenden Künsten gründet sich auf das Unvermögen der letztern, sowohl geistige Eigenschaften und Begriffe auszudrücken, als auch besondere Umstände und historische Tatsachen darzustellen, die der sichtbaren Darstellung unfähig sind. Man unterscheidet wesentliche und zufällige (konventionelle)Attribute. Zu den wesentlichen Attributen gehören solche, die in sich selbst ihre Bedeutung tragen,;. B. die Flügel der Genien, das Schlangenhaar der Furien, die Strahlenkrone der Heiligen. Zufällige Attribute sind solche, die bloß auf einem gewissen, historisch gewordenen Übereinkommen beruhen, z. B. das Kreuz als Sinnbild des Glaubens, die Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der Schlangenstab als Symbol der Ärzte, die Palme als Sinnbild der Siegesfreude, der Ölzweig als Symbol des Friedens. Über die Attribute der Heiligen s. Ikonologie (mit Literaturnachweisen). – Die Poesie, die unmittelbar ausdrücken kann, was die bildende Kunst nur anzudeuten vermag, bedarf aus eben diesem Grunde des sinnlichen Attributs zur Ausstattung ihrer Charaktere gar nicht und verfällt, wenn sie sich dessen bedient, leicht in tote, frostige Schilderei. Vgl. Allegorie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 71.
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