Dubois [1]

[460] Dubois (frz. Düboa), Guillaume, geb. 1656 zu Brive la Gaillarde in Limousin, ein Apothekerssohn, bildete sich als Secretär und Hofmeister zum gewandten Geschäfts- und Weltmanne, trat alsdann in Paris als Abbé auf und wurde der Hofmeister des Herzogs von Chartres. Er wußte sich demselben unentbehrlich zu machen, ward Genosse seiner Orgien, bestimmte ihn, gegen den Willen seiner Eltern eine natürliche Tochter Ludwigs XIV. zu heirathen und erhielt dafür die Abtei St. Juste. Nachdem der Herzog von Chartres 1701 zum Herzog von Orleans mit der Aussicht auf die Regentschaft geworden, gewann denselben England durch Bestechung des D., der fortan alles Heil nur in der entente cordiale zwischen Frankreich und England erblickte. Sein Gönner wurde 1715 Regent, D. aber Staatsrath, Gesandter in England, als welcher er 1718 die Tripleallianz zwischen Frankreich, England und Holland vermittelte und erhielt vom Regenten das Erzbisthum Cambray unter der Bedingung, daß er einen Bischof fände, welcher ihn weihe. Er fand denselben am Bischof Tressan von Nantes; Hofintriguen, laut dem Historiker Duclos auch ein schriftliches Versprechen, welches Papst Innocenz XIII. vor seiner Erwählung gegeben, machten den D. 1721 sogar zum Cardinal. Schon früher war er Minister des Auswärtigen geworden, wurde 1722 Premierminister und blieb es, bis er 1723 st. und den Ruf eines vollendeten Weltmannes und Wüstlings hinterließ. »Vie privée du cardinal D.« Paris 1789, sowie die »Mémoires du cardinal D.« Paris 1830, enthalten weit mehr Romanenhaftes als Geschichtliches.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 460.
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