Eugen [3]

[623] Eugen, Franz, Prinz von Savoyen-Carignan, geb. 18. Oct. 1663 zu Paris, war der Sohn des Herzogs E. Moritz u. einer Nichte des Cardinals Mazarin. In Frankreich erzogen, wollte er in franz. Dienste treten, wurde aber von Ludwig XIV. verächtlich abgewiesen, worauf er nach Oesterreich ging und als Freiwilliger gegen die Türken focht. Er zeichnete sich so aus, daß er bald ein Dragonerregiment erhielt und 1687, nach der Schlacht von Mohacz, Feldmarschall wurde. Vergebens lud ihn jetzt Ludwig XIV. unter den glänzendsten Anerbietungen nach Frankreich ein, E. blieb Oesterreich treu und führte dessen Heere von Sieg zu Sieg. Bei Zenta schlug er 1697 die Türken entscheidend und sicherte dadurch Ungarn; im span. Erbfolgekriege überstieg er als ein 2. Hannibal die Alpen 1701 und schlug den Marschall Catinat bei Carpi, dessen Nachfolger Villeroi aber bei Chiari; nur Vendôme war im Stande mit überlegenen Streitkräften E. im Schach zu halten. Dieser erfocht 1704 mit Marlborough vereinigt den großen Sieg von Höchstädt, kehrte dann nach Italien zurück, wo er Vendôme die blutige, nichts entscheidende Schlacht von Cassano lieferte. Als dieser in die Niederlande abgegangen war, überfiel E. durch einen genialen Marsch das doppelt so starke franz. Heer vor Turin und sprengte es aus einander, 1706. Im folgenden Jahre machte er einen erfolglosen Einfall in die Provence, besiegte dann 1708 mit Marlborough vereinigt Vendôme bei Oudenarde, 1709 Villars bei Malplaquet und eroberte Lille und die meisten franz. Grenzfestungen. Doch verlor er 1710 die Unterstützung der engl. Armee, da England Separatfrieden mit Frankreich geschlossen hatte; E. selbst blieb zwar unbesiegt, konnte jedoch die Schlappe von Denain, welche Villars dem Herzog von Albemarle den 24. Juli 1712 beibrachte, nicht wieder gut machen; deßwegen rieth er zum Frieden, den er selbst 1714 zu Rastadt abschloß und sich dabei als großen Staatsmann bewährte. In einem neuen Kriege gegen die Türken gewann er 1716 den 4. Aug. die gefährliche Schlacht bei Peterwardein, eroberte Temeswar u. das ganze Banat, ging im Juli 1717 über die Donau und schloß Belgrad ein. Er wurde nun aber anderseits von dem Großwessir mit mehr als doppelt so starken Streitkräften belagert und aus 200 Feuerschlünden beschossen; doch am 17. August stürmte E. das feindliche Lager und errang den glänzendsten Sieg, der den für Oesterreich so vortheilhaften Frieden von Passarowitz 1718 zur Folge hatte. In dem Kriege von 1734 und 35 sollte er die Rheinlinie gegen die Franzosen decken, vermochte aber weder Philippsburg noch Freiburg zu retten, denn sein Heer war dem feindlichen gegenüber in zu großem Mißverhältnisse, E. selbst von Alter und Körperschwäche gebeugt. Er kehrte nach Wien zurück und am 21. April 1736 fand man ihn morgens früh todt in seinem Bette. Dieser Held, Oesterreichs Genius im Kriege und auf dem Gebiete der Diplomatie u. Staatskunst, war zugleich ein edler Mensch, ein Freund der Kunst und Wissenschaft, wie die werthvollen, von ihm hinterlassenen Sammlungen bezeugen. Noch lebt der »Prinz E.« im Munde des deutschen Volkes als der »edle Ritter«, welcher nie gegen Deutsche focht, aber deren Erbfeinde im Osten und Westen [623] so wacker züchtigte. E.s polit. Schriften wurden 1812 zu Tübingen von Sartori herausgegeben; seinen Plutarch hat E. noch nicht gefunden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 623-624.
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