Fall [2]

[660] Fall, in der Physik die Bewegung eines nicht gehinderten Körpers nach dem Mittelpunkt der Erde in Folge der Anziehungskraft derselben; der fallende Körper beschreibt deßwegen eine senkrechte Linie in Beziehung auf die horizontale Oberfläche. Das Streben der freien Körper nach dem Mittelpunkt ist, wie man im luftleeren Raum (Attwoodsche F.-Maschine) beobachtet, durchaus gleich, und die größere oder geringere Geschwindigkeit, womit sie nach ihrem specifischen Gewichte fallen, hängt von dem Widerstande ab, den die Flüssigkeit, durch welche sie sich bewegen, z.B. Luft, Wasser etc. ihnen in dem Verhältniß zu ihrer Schwere bietet. Die Geschwindigkeit steigt, je mehr der fallende Körper sich von seinem Ausgangspunkte entfernt, u. verhält sich an jeder Stelle des Falles wie die seit seinem Anfange verflossene Zeit, der zurückgelegte Raum aber wie die Quadratzahlen der Zeit. Der Raum wächst wie die ungeraden Zahlen, 1, 3, 5, 7, 9; der fallende Körper aber hat, wenn er z.B. nach 1 Secunde einen gewissen Raum zurücklegte, nach 2 Sec. den 4fachen, nach 3 den 9fachen etc. zurückgelegt. Wegen der sphäroidischen Gestalt der Erde u. ihrer Achsendrehung fällt ein Körper an den Polen etwas schneller als an dem Aequator, und so verhältnißmäßig in den dazwischenliegenden Gegenden (Breiten); in mittleren Breiten fällt ein Körper in der Secunde 15 Par. Fuß (genauer 15,09568).

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 660.
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