Friesen

[814] Friesen (Frisii, Frisiones, Frisones), alter Volksstamm des nördl. Deutschlands, zu den Zeiten der röm. Kaiser am linken Emsufer, später von den Scheldemündungen bis Schleswig wohnend. Zuerst waren sie Bundesgenossen der Römer in den Feldzügen des Germanicus, empörten sich später, wurden 47 n. Chr. wieder unterworfen, doch zog schon Kaiser Claudius die röm. Besatzungen aus dem Lande. Mit den Franken waren sie seit dem 7. Jahrh. im Kampfe und wurden erst von Karl dem Gr. vollständig unterworfen, behielten jedoch ihre Rechte, die Karl 802 niederschreiben ließ (Lex Frisionum). Sie theilten sich in Nord-, West- u. Ost-F. (östl. und westl. von der Zuydersee). Die Verfassung der F. war eine demokrat., erst später bildete sich die Erblichkeit der Häuptlinge aus; sie vertheidigten sich sehr tapfer gegen die Angriffe benachbarter Großen und gehörten zum Bunde der 7 Seelande, der jedoch ebenso sehr durch innere Zwistigkeiten sich auflöste als durch fremde Waffen zertrümmert wurde (s. Stedinger). Westfriesland unterwarf sich 1457 dem Schutze des Kaisers; Karl V. vereinigte es mit Burgund, später wurde es in die niederländ. Erhebung hineingezogen u. bildete die beiden Staaten Gröningen und Westfriesland. Ostfriesland kam zum Theil an Oldenburg, theils blieb es unter einem eigenen Häuptling vereinigt, der Fürstenrang hatte, aber durch die Landtage sehr beschränkt war. Als deren Stamm 1744 mit dem Grafen Karl Edgard von Ostfriesland erlosch, fiel das Land gemäß eines Erbvertrags an Preußen, 1814 an Hannover. Die Nord-F. (wahrscheinlich eigentliche Angelsachen) unterlagen zuletzt den dän. Königen, nachdem sie sich lange gegen diese und die Grafen von Holstein, Schleswig etc. glücklich vertheidigt hatten. Die fries. Sprache, die dem sächs. Stamme angehört, hat sich in einigen Dialekten erhalten, ist jedoch sehr verändert. In der alten haben wir die Rechtsquellen Asegabuch, um 1200, Brokmerbrief, wenig jünger, Emsiger Domen nach 1200, Recht der Rüstringer aus dem 14. Jahrh. (Richthofen, fries. Rechtsquellen, Göttingen 1840; Ehrentraut, fries. Archiv; Richthofen, altfries. Wörterbuch).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 814.
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