Frischlin

[815] Frischlin, Nikodemus, ein durch seine Schriften und noch mehr durch seine Schicksale bekannter Philolog der Reformationszeit, geb. 1547 zu Balingen in Württemberg, studierte im Stift zu Tübingen mit solchem Erfolg, daß er mit 20 Jahren schon als Lehrer auftreten und den ganzen Neid seines Lehrers Crusius erregen konnte. Kaiser Rudolf krönte ihn zum Dichter, verlieh ihm ein adeliges Wappen und Pfalzgrafenwürde. F. forderte durch seinen unversöhnlichen Charakter die Gegner noch mehr heraus und endlich gelang diesen, im Bunde mit dem Adel, F. dahin zu bringen, daß er 1582 die Rectorstelle zu Laibach annahm. Er kehrte jedoch 1584 nach Tübingen zurück, mußte Kabalen aller Art weichen, wurde in ein unstätes Wanderleben hineingeworfen und kam endlich auch mit der Regierung in Streit. Diese ließ ihn 1590 zu Mainz aufheben u. nach Hohenurach bringen, wo ein Selbstbefreiungsversuch ihm das Leben kostete. F. war ein satyr. Geist, lieferte daher treffliche Anmerkungen zu Persius, eine gute Uebersetzung des Aristophanes u. eigene witzige Komödien, außerdem Elegien, eine Hebraide (Geschichte der Könige von Judea) u.a.m.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 815.
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