Heber [1]

[246] Heber, physikalische Vorrichtung zum Heben od. Ausfließenlassen von Flüssigkeiten mittelst des Luftdrucks. Der gekrümmte H. besteht aus einer in einem Winkel gebogenen Röhre mit ungleich langen Schenkeln. Wird ein solcher H. mit nach oben gerichteten Mündungen mit Wasser gefüllt u. sodann umgekehrt, so fließt alles Wasser in demselben allein aus der Mündung des längern Schenkels ab, während es in dem kürzern in die Höhe steigt. Es kann nämlich das Wasser nicht aus beiden Oeffnungen zugleich abfließen, weil der Luftdruck das Entstehen eines leeren Raumes im obern Theile verhindert, wenn der H. nicht über 32' hoch ist. Wären beide Schenkel genau gleich lang, so würde gar kein Wasser abfließen; da aber in dem längern Schenkel dem Luftdrucke eine schwerere Wassersäule entgegendrückt als in dem kürzern, so sinkt das Wasser in dem längern Schenkel und zwar mit einem Drucke, welcher gleich ist dem Unterschiede der Länge der beiden Wassersäulen. Wird der kürzere Schenkel in ein mit Flüssigkeit gefülltes Gefäß getaucht, so geschieht dasselbe, nur daß durch den Druck der Luft auf die Oberfläche des Wassers im Gefäße dem aus dem H. abfließenden Wasser stets neues aus dem Gefäße nachgetrieben wird. Das Abfließen des Wassers dauert dann so lange fort, als die Mündung des längern Schenkels tiefer steht als das Niveau des Wassers im Gesäß. Eine einfachere Art des H.s ist der Stech-H., eine lange Röhre mit einer kugelförmigen Erweiterung in der Nähe der obern Oeffnung. Wird dieser H. mit der untern Oeffnung in eine Flüssigkeit getaucht, und aus der obern Oeffnung mit dem Munde die Luft ausgesogen, so steigt durch den Druck der äußern Luft die Flüssigkeit in dem H. auf und füllt die Erweiterung desselben. Verschließt man dann die obere Oeffnung mit dem Finger, so kann man den H. herausnehmen, ohne daß etwas abfließt, u. die Flüssigkeit in ein anderes Gefäß bringen.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 246.
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