Hessus

[299] Hessus, Helius Eobanus, seiner Zeit als »der deutsche Ovid« und von Luther als »rex poetarum« gefeiert, wurde 1488 auf der Straße zwischen Bockendorf und Frankenberg in Kurhessen geb., war der Sohn des Klosterkochs von Haina, wurde ein tüchtiger Humanist, schon 1509 Rector der Severischule zu Erfurt, 1510 durch das s. g. tolle Jahr vertrieben, kehrte 1516 dahin zurück u. trat laut seinen Briefen als entschiedener Anhänger Luthers auf, mußte wieder aus Erfurt, weil trotz seiner Lehrgabe die Zahl seiner Zuhörer abnahm, je mehr die Zahl der Lutheraner sich vergrößerte. H. gerieth in große Noth, welche 1533 durch eine abermalige Rückkehr nach Erfurt nicht gemindert wurde, verlebte jedoch seine letzten Jahre als Prof. der Geschichte u. Dichtkunst zu Marburg sowie als Günstling des Landgrafen Philipp ruhig und st. 1540. H. war ein tüchtiger Zecher und ein noch besserer Improvisator und latein. Poet, stark in der Heroide und im Gelegenheitsgedicht. Seine metrische Uebersetzung der Psalmen erlebte 40 Auflagen, die der Iliade (Bas. 1540) gleichfalls viele.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 299.
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