Hessus

[281] Hessus, Helius Eobanus (eigentlich Eoban Koch, nannte sich nach seiner Geburt am Sonntag Helius und nach seinem Mutterland H.), latein. Dichter, geb. 6. Jan. 1488 im hessischen Dorf Halgehausen, gest. 4. Okt. 1540 in Marburg, studierte seit 1504 in Erfurt, wo er Mutian nahetrat, ging 1509 zu Riesenburg in Ostpreußen in die Dienste des Bischofs Hiob von Dobeneck, wurde von diesem 1513 nach Frankfurt a. O. geschickt, um die Rechte zu studieren, ging jedoch bald von da nach Leipzig, wo er sich wieder den humanistischen Studien zuwendete, kehrte 1514 nach Erfurt zurück, erhielt daselbst 1517 die Professur der lateinischen Sprache und fand zuerst außerordentlichen Zulauf, geriet aber allmählich durch Weggang der Studenten nach Wittenberg in Not, ging daher 1526 als Lehrer der Rhetorik und Poesie an das neuerrichtete Gymnasium zu Nürnberg, kehrte 1533 nach Erfurt zurück und siedelte 1536 gern als Professor nach Marburg über. Als Dichter zeigte er eine erstaunliche Beherrschung der lateinischen Sprache und wurde von Luther rex poetarum genannt, doch ermangelte er der Vertiefung. Sein Charakter erfuhr manche Anfechtung; im Trinken wie überhaupt im heitern Lebensgenuß suchte er seinesgleichen. Der Reformation schloß er sich gleich zu Anfang an, doch mehr wegen persönlichen Vorteils. Von seinen poetischen Werken, die zum größten Teil in »Eobani Hessi operum farragines duae« (Schwäbisch-Hall 1539) gesammelt sind, erwähnen wir die »Sylvae«, eine Auswahl von Idyllen, Epigrammen und Gelegenheitsgedichten; die »Heroiden«, Briefe der Heiligen von Maria bis zur Kaiserin Kunigunde; Übersetzungen, besonders die der Psalmen (Marb. 1537, in mehr als 40 Auflagen) und der »Ilias« (Basel 1540 u. ö.). Seine Briefe gaben Drako (Marb. 1543) und Camerarius in drei Sammlungen (Leipz. 1557, 1561 u. 1568) heraus; »Norimberga illustrata und andre Städtegedichte« Neff (Berl. 1896, 12. Bändchen der »Lateinischen Literaturdenkmäler des 15. und 16. Jahrhunderts« von Max Herrmann). Vgl. M. Hertz, Helius Eoban Hesse (Berl. 1860); Sch wertz ell, Helius Eob. H., ein Lebensbild (Halle 1875); Krause, Helius Eobanus H., sein Leben und seine Werke (Gotha 1879, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 281.
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