Lemnius

[740] Lemnius, auch Emporius, latein. Name des Simon Lemchen, eines talentvollen aber auch boshaften und unfläthigen Satirikers der Reformationszeit, geb. um 1515 zu Margadant in Graubünden, studierte in Ingolstadt u. Wittenberg, gewann an letzterm Orte Melanchthons Gunst u. wollte sich als Lehrer der griech. Literatur festsetzen, bewirkte aber durch die erste Herausgabe seiner Epigramme, daß man ihn 1538 aus Sachsen jagte und seine Bücher zurückbehielt, weil Luther ärgerliche Anspielungen auf sich selber u. auf den Kurfürsten von Sachsen darin entdeckte. L. zog ab und verfaßte eine Apologie, worin er auf Zurücknahme der Ausweisung drang, erreichte aber nichts, zumal er der Universität Wittenberg für den Fall der Nichtzurücknahme mit Aergerem gedroht hatte. Er wurde Corrector [740] (s. d.) in einer Baseler Druckerei und konnte bei dem großen Absatz seiner Epigramme dieselben noch 1538 um ein Buch vermehrt wieder herausgeben. In dieser 2. Ausgabe wurden Luther und seine Freunde schonungslos gegeißelt, maßlos aber in der Monachopornomachia, deren Titel schon auf den Schmutz des Inhaltes hindeutet. E. Lessing rechtfertigt den Satiriker. »aber nur in Einem Punkte«. Nach längerem Herumziehen wurde L. 1540 Gymnasiumsrector zu Chur u. st. 1550. Hinterließ auch 4 Bücher amores, bukolische Gedichte, eine latein. Uebersetzung der Odyssee u.a.m., meistens Schriften, die jetzt zu den Raritäten der Bibliotheken gehören.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 740-741.
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