Lemnĭus

[400] Lemnĭus, Simon (eigentlich Simon Lemm Margadant), Humanist und lat. Dichter, geb. im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrh. auf dem Lehnhof Guat (Wald) im bündnerischen Münstertal, gest. 24. Nov. 1550 in Chur, verlebte eine Jugend voller Entbehrungen und studierte seit 1533 in Wittenberg, erregte jedoch durch die »Epigrammaton libri duo« (Wittenb. 1538) Luthers Zorn, so daß er relegiert wurde. Er wandte sich nach Halle und rächte sich durch ein drittes Buch der Epigramme mit heftigen Ausfällen gegen Luther, durch die »Apologia contra decretum, quod imperio et tyrannide M. Lutheri et Justi Jonae Vitebergensis Universitas evolgavit« (Köln 1538; neu hrsg. von Höfler, Prag 1892) und durch die unter dem Pseudonym Lucius Pisäus Juvenalis der »Batrachomyomachia« nachgebildete »Monachopornomachia« (»Mönchshurenkrieg«). 1540 als Lehrer nach Chur berufen, veröffentlichte er »Bucolicorum eclogae quinque« und »Amorum libri quatuor« (1542), eine Übersetzung der »Periegesis« des Dionysios (Vened. 1543) sowie der »Odyssee« und der »Batrachomyomachia« (Basel 1549; 2. Aufl., Par. 1581) in lateinischen Hexametern, endlich sein Hauptwerk: »Libri IX de bello Suevico ab Helvetiis et Rhaetis adversus Maximilianum Caesarem 1499 gesto« (gewöhnlich »Rhaeteïs« genannt; neu gedruckt durch Plattner, Chur 1874; deutsch von demselben, das. 1882). Ohne Charakter, ist er ein außerordentlich gewandter Versifikator. Vgl. Lessings »Kritische Briefe« (1753); Strobel, Neue Beiträge zur Literatur (III, 1, Nürnb. 1792); Plattner in der Ausgabe der »Rhaeteïs«; Holstein in der »Zeitschrift für deutsche Philologie«, Bd. 20 (Halle 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 400.
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