Meßkunst

[166] Meßkunst, Geodäsie, Theil der angewandten Mathematik, die Kunst, den Flächeninhalt kleinerer oder größerer Theile der Erdoberfläche auszumitteln, und dieselben durch Zeichnung im verjüngten Maßstabe darzustellen. Zu ihrer Ausübung gehört genaue Kenntniß der Lehrsätze der Arithmetik, Geometrie und Trigonometrie und Uebung in Anwendung der Meßinstrumente. Das Ausmessen kleiner Flächen, z.B. eines Feldes, geschieht mittelst Meßstangen oder Meßketten zum Abmessen der Seiten, und der Boussole (s. Compaß) zur Bestimmung der Winkel. Hat die zu messende Fläche mehr als 3 Seiten, so wird dieselbe nach den Lehren der Geometrie in mehre Dreiecke zerlegt, diese dann einzeln ausgemessen u. nach ihrem Inhalte bestimmt. Beim Ausmessen größerer Grundstücke, ganzer Fluren etc. wird eine möglichst lange gerade Linie genau gemessen und als Basis für ein System von Dreiecken angenommen, zu deren Scheitelpunkten man leicht sichtbare Gegenstände, wie Thurmspitzen, Bäume, oder Signalstangen wählt, u. die Lage dieser durch Winkelmeßinstrumente und [166] trigonometrische Berechnungen bestimmt. Das auf dem Papier richtig entworfene Netz dieser Dreiecke ist dem wirklichen in der Natur ähnlich, d.h. die gleichliegenden Winkel sind in beiden gleich. die gleichliegenden Seiten der Dreiecke stehen nach ihrer Größe in einem bestimmten Verhältniß, wie dies der beliebig gewählte verjüngte Maßstab bestimmt. Bei Vermessung sehr großer Räume wird dann jenes Netz von Dreiecken oft sehr verwickelt und schwierig zu entwerfen, und man bezeichnet dann das ganze Verfahren mit dem Namen Triangulation. Zu eigentlichen Landesvermessungen, bei denen noch außerdem die Rundung der Erdoberfläche zu berücksichtigen ist, sind astronomische Vorarbeiten erforderlich, sowie auch genauere Winkelmeßinstrumente, wie Theodoliten, Astrolabien, Spiegelsextanten etc.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 166-167.
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