Montalembert [2]

[230] Montalembert, Charles Forbes, Comte de. französ. Staatsmann, einer der glänzendsten Redner und Wortführer der kath. Interessen seines Heimathlandes, geb. 1810 zu Paris, ist der Enkel des Vorigen u. der Sohn des Grafen Marc Réné Anne Marie von M., welcher 1777 zu Paris geb. wurde u. 1831 daselbst st., nachdem er in den. Reihen der Emigranten, später in brittischen Diensten gefochten hatte, 1814 französ. Oberst, 1819 Pair geworden, in Stuttgart und Stockholm Gesandter gewesen u. nach der Vertreibung Karls X. vom Staatsleben zurückgetreten war. Der Sohn erkannte früh, eine gottverlassene sog. Philosophie einerseits und das Unterrichtsmonopol der Pariser Universität anderseits seien Grundübel der gesellschaftlichen Zustände Frankreichs. Er bekämpfte dieselben zunächst im Bunde mit Lamennais u. Lacordaire (s. d.), später in der Pairskammer, in die er 1835 eingetreten war u. strebte gleichzeitig neben Bautain, Rio, Marcel de Serre, Vedrine, Rohrbacher u.a.m. eine speculative und tiefere Geistesrichtung in der Theologie durch eigene Schriften anzuregen (Histoire de St. Elisabeth de Hongrie, Paris 1836 und oft; Du vandalisme et du catholicisme dans les arts Par. 1840; Geschichte des hl. Bernhard; Flugschriften). In der gesetzgebenden Versammlung von 1848 schloß er sich dem parlamentarischen Vereine von der Rue de Poitiers an, im gesetzgebenden Körper von 1852 wagte er mit wenigen andern zu opponiren; auch die Grabesstille seit dieser Zeit ist durch ein freimüthiges Wort M.s einmal unterbrochen worden. Eine Geschichte der Mystik sowie des Benedictinerordens ist von M. in Aussicht gestellt worden. – Vgl. L. de Loménie: M. de Montalembert, par un homme de rien, Paris 1841.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 230.
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