Schildkröten

[79] Schildkröten (Chelonii), die erste Ordnung der Amphibien, ausgezeichnet durch die knöcherne Panzerschale, die den ganzen Körper umschließt u. in Rücken- und Bauchschild zerfällt, zwischen denen der Hals, der Schwanz und die vier Füße hervortreten. Das Rückenschild wird gebildet durch die Wirbel und acht Paare von Rippen, die sehr breit und mittelst zackiger Nähte mit einander verwachsen sind; das Bauchschild entsteht durch eine Ausbreitung des Brustbeins und ist mit dem Rückenschilde an den Seiten fest verwachsen. Aeußerlich ist diese Panzerschale mit hornartigen Platten überzogen oder auch mit einer gemeinsamen Haut; jene liefern bei mehren Arten das bekannte Schildplatt od. Schildkrot. Durch diesen Bau wird, als Hauptunterschied von andern Wirbelthieren, das Skelet zum größern Theil ein äußerliches. Die Kinnladen sind zahnlos aber stark und mit hornigem Ueberzug, an den Kanten schneidend od. auch sägeförmig. Die Land-S. nähren sich hauptsächlich von Vegetabilien, aber auch von Insekten, Würmern, die Wasser-S. von Fischen, Wassermolchen, Weichthieren etc. Sie legen Eier, oft in großer Zahl, die durch die Sonnenwärme ausgebrütet werden, theils als Nahrungsmittel dienen, theils wird aus ihnen ein Oel gewonnen. Das Fleisch der meisten S. ist genießbar, bei einigen delikat. Es sind äußerst schwerfällige, langsame Geschöpfe von sehr geringen geistigen Fähigkeiten, aber außerordentlicher Lebenszähigkeit. Man theilt sie in 5 Familien: 1) Land-S. (Testudo); 2) Süßwasser-S. (Emys); 3) Meer-S. (Chelonia); 4) Rachen- od. Lurch-S. (Chelys); 5) Weich- oder Lippen-S. (Trionyx).

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 79.
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