Schlingen

[95] Schlingen oder Schlucken (deglutitio), nennt man die physiologische Thätigkeit. durch welche feste oder flüssige Stoffe aus dem Munde durch die Speiseröhre in den Magen geschafft werden, eine Thätigkeit, an der alle Theile der Mundhöhle und des obern Halses Theil nehmen. Es zerfällt in drei rasch sich folgende Akte, von denen der erste und zum Theil auch noch der zweite willkürlich sind, der dritte unwillkürlich. Zuerst wird der Bissen durch die Thätigkeit der Zunge, indem sie sich allmälig von der Spitze gegen die Wurzel andrückt, bis unter das Gaumensegel geschoben, wobei auch die Wangenmuskeln mitwirken. Durch Zusammenziehung des Gaumensegels gelangt der Bissen über den sich rückwärts legenden u. den Eingang in die Luftröhre verschließenden Kehldeckel hinweg in den Schlundkopf; von da in die Speiseröhre und wird durch diese in Folge der unwillkürlichen Zusammenziehungen ihrer Muskeln in den Magen befördert. Häufig wird das S. durch örtliche Krankheiten der Schlingwerkzeuge gestört oder erschwert, besonders durch Zerstörung oder Mißbildung des Kehldeckels, wobei leicht Stoffe in die Luftwege gelangen (Verschlucken, Ueberfangen).

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 95.
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