Steffens

[317] Steffens, Heinr., ein phantasie- und gedankenreicher Schriftsteller, Philosoph, Naturforscher und Dichter, geb. 1773 zu Stavanger in Norwegen, studirte zu Kopenhagen, hielt schon 1796 zu Kiel naturwissenschaftliche Vorlesungen, begab sich behufs seiner weitern Ausbildung nach Jena u. Freiberg. Als begeisterter Schellingianer las S. 1802 in Kopenhagen über Naturphilosophie, fand jedoch Gegner genug und nahm deßhalb 1804 einen Ruf nach Halle gerne an. Von hier in Folge der Kriegsereignisse des Jahres 1806 für längere Zeit vertrieben, wurde er 1811 Professor der Naturwissenschaften zu Breslau, zog 1813 mit seinen Studenten gegen die Franzosen, kam 1831 an die Universität Berlin und st. 1845. S. war ein Hauptvertreter der Schelling'schen Naturphilosophie, dabei aber eine durchaus mystische Natur u. von vornherein mehr Dichter als Philosoph, so daß heutzutage seine oraculös gehaltenen naturwissenschaftlichen Ergüsse trotz aller Gedankentiefe und genialen Combination wohl keine Leser mehr fänden. Bedeutender sind seine religiösen Schriften (die gegenwärtige Zeit und wie sie geworden 1817; Carricaturen des Heiligsten 1819 ff.; wie ich wieder Lutheraner wurde und was mir das Lutherthum ist 1831). Aus gezeichnet aber war S. als Novellendichter, wiewohl seine Novellen dem großen Haufen trotz aller Frische und Wahrheit der Bilder aus Norden und Süden und trotz aller Charakteristik nicht munden wollen (die Familien Walseth und Leith 1826, die 4 Norweger 1827, Malcolm u.s.f.). Schrieb »Was ich erlebte« in 10 Bdn. (Breslau 1840–45); Gelzer H. gab heraus: Zur Erinnerung an H. S., Breslau 1845.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 317.
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