Tauler

[422] Tauler, Johannes, einer der größten Prediger des Dominikanerordens u. ein Hauptvertreter der mittelalterlichen Mystik, geb. um 1294 höchst wahrscheinlich zu Straßburg, nach seiner eigenen Aussage der Sohn wohlhabender Leute, trat etwa 1308 in den Dominikanerorden, wirkte in einer vom Interdict, von Kriegsnoth u. Pest schwer heimgesuchten Zeit, deren Leiden ganze Genossenschaften von Mystikern längs des Rheines hervorrufen halfen, als Priester und Prediger zu Straßburg, Basel, besonders auch in Köln, st. am 16. Juni 1361 zu Straßburg. Sein Leben ist im Einzelnen sehr unbekannt, seinen Mysticismus legte er vornämlich nieder in seinen Predigten sowie im Buche »von der Nachfolge des armen Lebens Christi«; derselbe hat eine vorherrschende praktische Richtung und sein pantheistischer Hintergrund blieb dem glaubenstreuen und sittenernsten Manne wohl selber ein Geheimniß. Ausgaben der Predigten zu Leipzig 1498, Basel, Köln u.s.f., latein. Uebersetzung von Surius (Köln 1548), neuhochdeutsche (Frankf. 1826, 3 Bde.) sowie die beste Ausgabe des armen Lebens Christi von J. F. H. Schlosser (Frankf. 1833). T. dichtete auch Kirchenlieder. Unter den vielen Schriften über ihn bemühen sich die prot., ihn als Protestanten vor der Reformation des 16. Jahrh. hinzustellen, wiewohl kein stichhaltiger Beweis hiefür beigebracht werden kann.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 422.
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