Tauler

[353] Tauler, Johannes, Mystiker, geb. um 1300 wahrscheinlich in Straßburg, gest. daselbst 16. Juni 1361, trat früh in den Dominikanerorden, wirkte als Volksprediger meist in seiner Vaterstadt, während der kirchlichen Wirren unter Ludwig dem Bayern auch in Basel, und darf als eines der Häupter der Gottesfreunde (s. d.) gelten. Seine Mystik erkennt man am besten aus seinen Predigten (deutsch in Auswahl von Langsdorff, Leipz. 1892). Sie hält sich von dem pantheistischen Gedankenflug Eckarts (s. d.), den T. gehört hat, ebenso fern wie von tatenlosem Quietismus, ist praktisch gerichtet, gründet sich auf die Schrift, bleibt aber trotz mancher evangelischer Züge ganz im Rahmen des mittelalterlichen Katholizismus. Das Buch »Von der Nachahmung des armen Lebens Christi« ist nicht von T., auch ist er nicht der Held der in des »Meisters Buch« enthaltenen Bekehrungsgeschichte (s. Merswin). Vgl. K. Schmidt, Johannes T. von Straßburg (Hamb. 1841); Denifle, Das Buch von geistlicher Armut (Münch. 1877) und Taulers Bekehrung, kritisch untersucht (Straßb. 1879); Jundt, Les amis de Dieu an XIV. siècle (Par. 1879); Preger, Geschichte der deutschen Mystik, Bd. 3 (Leipz. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 353.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: