Merswin

[645] Merswin, Rulman, Mystiker, geb. 1307, gest. 1382, lebte als begüterter Kaufmann in Straßburg, bis er, 40 Jahre alt, mit Taulem und andern »Gottesfreunden« (s. d.) in Verkehr trat. 1367 erwarb er das verfallene Benediktinerkloster auf dem Grünen Wörth, ließ es wieder herstellen, schenkte es 1371 dem Johanniterorden und nahm selbst in seiner Stiftung dauernden Aufenthalt. Die nach seinem Tode gefundenen Schriften erwiesen sich größtenteils als wenig gehaltvolle Umarbeitungen fremder Vorlagen. Als Verfasser einer Anzahl weiterer von ihm hinterlassener Schriften hat M. einen ihm angeblich befreundeten Mystiker des Laienstandes, den sogen. »Gottesfreund vom Oberland«, bezeichnet. Daß dieser Gottesfreund eine Erfindung Merswins ist, gilt als erwiesen, obwohl Rieder neuerdings die These zu vertreten sucht, daß die ganze Gottesfreund- und Merswin-Literatur als eine erst nach Merswins Tod veranstaltete Fälschung des Straßburger Johanniterpriesters Nikolaus von Löwen zu betrachten sei. Vgl. Denifle in der »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 24 und 25 (1880 u. 1881); Jundt, Rulman M. et l'ami de Dieu de l'Oberland (Par. 1890); Preger, Geschichte der deutschen Mystik, Bd. 3 (Leipz. 1893); Lauchert, Des Gottesfreundes im Oberland Buch von den zwei Mannen (Bonn 1896); Rieder, Der Gottesfreund vom Oberland. Eine Erfindung des Straßburger Johanniterbruders Nikolaus v. Löwen (Innsbr. 1905); Strauch in der »Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche«, Bd. 17 (Leipz. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 645.
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