Zeichenkunst

[772] Zeichenkunst, die Kunst, die Umrisse von Körpern durch Linien auf ebener Fläche darzustellen, gewöhnlich verbunden mit Ausführung von Schatten und Licht zur Hebung der Formen, bildet somit die Grundlage der bildenden Künste. Das Zeichnen geschieht hauptsächlich auf Papier, theils weißes, theils farbiges, und zwar entweder mittelst der Feder, oder der Kreide (auch Bleistift), oder mittelst der Tusche. Bei den Federzeichnungen wird der Schatten entweder durch Federstriche ausgeführt oder getuscht. Bei den Kreidezeichnungen, wohin auch die Bleistiftzeichnungen gehören, bedient man sich, namentlich zu Porträts, häufig auch farbiger Stifte, um die Hauptfarben anzugeben. Die Tuschzeichnungen werden mittelst des Pinsels mit chines. Tusche oder mit Sepia ausgeführt. – Nach der mehr oder minder genauen Ausführung oder nach dem Zwecke unterscheidet man die Zeichnungen in Skizzen oder Entwürfe, als erste flüchtige Andeutung der Idee des Künstlers; in ausgeführte Zeichnungen, mit genauer Ausarbeitung des Einzelnen; in Studien, Zeichnungen von einzelnen Theilen der Gegenstände, zur Uebung im genauen Zeichnen der natürlichen Formen; ferner in Acte, Zeichnungen nach lebendem Modell; endlich in Cartons, Zeichnungen in der Größe des auszuführenden Kunstwerks. – Zur Zeichnung einer genauen Copie eines Gemäldes od. einer andern Zeichnung bedient man sich, besonders wenn die Copie kleiner oder größer als das Original ausgeführt werden soll, als Hilfsmittel des Ausspannens von Fäden in Quadraten sowohl über die Fläche des Originals als über die Fläche, auf welcher die Copie gezeichnet wird.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 772.
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