Zehntes Kapitel

Zehntes Kapitel

[336] Wöhnlich im Wechselgespräch beim angenehm schmeckenden Portwein

Saßen Professor Klöhn und Fink der würdige Doktor.

Aber jener beschloß, wie folgt, die belehrende Rede:

»Oh, verehrtester Freund! Nichts gehet doch über die hohe

Weisheit der Mutter Natur. – Sie erschuf ja so mancherlei Kräuter,


Zehntes Kapitel

Harte und weiche zugleich, doch letztere mehr zu Gemüse.


Zehntes Kapitel

[336] Auch erschuf sie die Tiere, erfreulich, harmlos und nutzbar;

Hüllte sie außen in Häute, woraus man Stiefel verfertigt,

Füllte sie innen mit Fleisch von sehr beträchtlichem Nährwert;

Aber erst ganz zuletzt, damit er es dankend benutze,

Schuf sie des Menschen Gestalt und verlieh ihm die

Öffnung des Mundes.

Zehntes Kapitel

Aufrecht stehet er da, und alles erträgt er mit Würde.«


Zehntes Kapitel

[337] Also sprach der Professor, erhub sich und setzte den Hut auf.


Zehntes Kapitel

Wehe, die Nase hernieder, ins Mundloch rieselt die Tinte.


Zehntes Kapitel

[338] Wehe, durch Gummi verklebt, fest haftet das nützliche Sacktuch.


Zehntes Kapitel

Drohend mit Zorngebärde erhebt er den schlanken Spazierstock.


Zehntes Kapitel

[339] Autsch! Ein schmerzlich Geflecht umschlinget den schwellenden Daumen.


Zehntes Kapitel

Hastig begibt er sich fort; indessen die Würde ist mäßig.
[340]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 336-341.
Lizenz:
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