Anstrich [2]

[18] Anstrich der Schiffe. Die im Schiffbau als Rostschutzanstrich mit bestem Erfolg benutzte Bleimennige ist seit 1906 aufgegeben, um die beim Reinigen alter Anstriche und beim Streichen neuer auftretenden Bleivergiftungen zu umgehen. Die hierfür eingeführten mannigfachen bleifreien Farben haben jedoch namentlich wegen ihrer geringeren Erhärtung keinen so durchschlagenden Erfolg erzielt wie die Bleimennige. Man hat daher neuerdings versucht, die Entstehung des Rostes durch wissenschaftliche Untersuchungen weiter zu ergründen und die Rostbildung vornehmlich elektrochemischen Vorgängen, die sich in dem System Eisen, Feuchtigkeit, Farbe abspielen, d.h. Lokalströmungen und Potentialdifferenzen zwischen dem Eisen und dem Farbkörper, zuzuschreiben, welche durch alkalische Lösungen das Potential des Eisens günstig beeinflussen sollen [1], [4], [7]; doch liegen langjährige Erfahrungen noch nicht vor.

Für die Kriegsmarine spielt ferner die Unbrennbarkeit der Anstriche eine wichtige Rolle und haben die Glasuritfarben von Winkelmann-Hamburg sich in dieser Beziehung vorzüglich bewährt. Noch nicht einwandfrei geklärt sind die Entstehungen der teilweise starken Anfressungen der seewasserführenden Roste an Bord der Schiffe. Man schreibt sie elektrochemischen Vorgängen zu, welche durch Vibration, durch örtliche Erwärmung und Dehnung sowie Berührung von Leitern verschiedenen Potentials in See- und Schwitzwasser entstehen [5], [6]. Durch Isolation der Rohrflanschen sowie der Rohre in den Halteringen und Schottdurchführungen ist ein sicherer Schutz der Rohrleitungen gegen Anfressungen noch nicht erzielt, dagegen versprechen Eisenprotektoren sowie Beizen und Ausglühen der Rohre nach der Bearbeitung besseren Erfolg. Innere Verkleidungen der Rohre durch Verbleien, Verzinnen, Verzinken sowie Anstriche haben keinen dauernden Schutz gebracht [1]. Die Feuerverzinkung von Blechen und Winkeln aus Stahl, welche dem Meerwasser oder dem Schwitzwasser ausgesetzt sind, hat sich am heften bewährt. In den Kesselräumen werden daher die Platten des Innenbodens und der unteren Teile der Kohlenbunker sowie die Kesselfundamente aus verzinktem Stahlmaterial hergestellt. Als Schiffsbodenfarbe finden neben den Farben von Rahtjen, v. Höveling und der Hansagesellschaft diejenigen der Norddeutschen Farbenfabrik Holzapfel Verwendung [2],[3].


Literatur: [1] Schirmer, Die Konservierung der Schiffe. Deutscher Schiffbau, Berlin 1913. – [2] A.C. Holzapfel, Der Anstrich von Schiffsböden. Jahrbuch der Schiffbautechn. Gesellsch.,[18] Berlin 1904. – [3] M. Ragg, Studien über submarine und Rostschutzfarben. Ebenda 1905. – [4] Pfleiderer, Das Rotten des Eisens, seine Ursache und seine Verhütung durch Anstriche. Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1913, S. 221. – [5] Schöneich, Elektrochemische Vorgänge an Bord der Schiffe. Ebend. 1911, S. 560. – [6] Ders., Elektrochemische Zerstörungen an Bord. Marinerundschau 1912, S. 903. – [7] K. Liebreich u. F. Spitzer, Ueber die Entstehung des Rostes unter Schutzanstrichen. Zeitschr. f. Elektrochemie 1913, Nr. 7.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 18-19.
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