Arsen [2]

[303] Arsen, As, Atomgewicht 75, spez. Gew. 5,72, kommt in der Natur in freiem Zustande – gediegen – als Scherbenkobalt vor; häufiger in Verbindung mit Schwefel als Realgar, Auripigment oder mit Metallen als Arsenkies, Glanzkobalt. Es bildet entweder ein graues bis schwarzes, amorphes Pulver oder graue Kristalle von stark metallischem Glanze. Eine gelbe Modifikation, die dem gelben Phosphor sehr ähnlich sieht, entsteht, wenn Arsenikdämpfe stark abgekühlt werden. Arsen ist nur unter Druck in dicht verschlossenen Gefäßen schmelzbar; bei gewöhnlichem Atmosphärendruck sublimiert es, ohne zu schmelzen, bei 500°.

Einfache Lösungsmittel für Arsen gibt es nicht. Bei gewöhnlicher Temperatur widersteht das Arsen atmosphärischen Eindrücken ziemlich lange, obgleich es sich bei Gegenwart von Wasser allmählich zu Arsentrioxyd oxydiert. Bei höherer Temperatur und in Dampfform verbrennt es mit bläulicher Flamme und unter Ausstoßung eines knoblauchähnlichen Geruches sehr leicht zu Arsentrioxyd. Sauerstoffhaltige Säuren lösen es zu arseniger oder zu Arsensäure, Salzsäure wirkt nur bei Gegenwart von Sauerstoff (Luft) auf Arsen ein. Mit Wasserstoff im Zustande seiner Entstehung vereinigt es sich zu Arsenwasserstoff (s.d.). Die Sauerstoffverbindungen des Arsens (As2O3 und As2O5) zeigen sauren Charakter; sie bilden mit Metalloxyden arsenigsaure und arsensäure Salze (Arsenite und Arseniate). Gleich den Metallen kann aber das Arsen auch als Baus in Salze eintreten, bildet aber fast nur Haloidsalze. Den Sauerstoffverbindungen entsprechend ist nur eine Schwefelverbindung, das Trisulfid As S3, in freiem Zustande bekannt. Ein Arsenpentasulfid ist nur in Salzen bekannt. Beide Sulfide bilden gleich denen des Antimons mit Metallsulfiden Sulfosalze. Ein drittes Arsensulfid entspricht der Formel As2S2. Für den Hüttenmami sind die Verbindungen des Arsens mit den Metallen, die sogenannten Speisen, von großer Wichtigkeit. – Zur Gewinnung des reinen Arsens dienen außer dem stets durch Metalle und Erden verunreinigten Scherbenkobalt auch die arsenhaltigen Kiese. In beiden Fällen führt man ein verflüchtigendes Rösten unter Abschluß der Luft aus. Die Apparate dazu bestehen aus Retorten (Tonröhren), die reihenweise in einer Feuerung (Galeerenofen) angeordnet sind. Nach Beschickung derselben steckt man in die aus dem Ofen ragenden Mündungen der Retorten Eisenblechrohre (spiralig gebogenes Eisenblech) ein, auf die am andern Ende Vorlagen (Eisenblech- oder Tongefäße) aufgesetzt werden. In den Blechrohren scheidet sich kristallinisches Arsen, in den Vorlagen amorphes Arsen, Oxyde und Sulfide desselben ab. Nach beendigter Sublimation entleert man die Vorlagen, deren Inhalt zur Herstellung andrer Arsenverbindungen benutzt wird, entfernt die meist silberhaltigen Rückstände aus den Retorten, um sie mit andern silberhaltigen Erzen und Hüttenprodukten zu verarbeiten, und klopft schließlich die Krusten künstlichen Fliegensteins von den vorsichtig entrollten Eisenblechrohren ab. – Verwendungen: Zur Fabrikation des Flintenschrots (s. Bleilegierungen), zur Erhöhung der Härte und des Glanzes von Metallegierungen (s. Bronze [Spiegelbronze]), zum Arsenizieren in metallurgischen Laboratorien. Angaben über Bezugsquellen finden sich in Rentzsch, Reichsadreßbuch, I, Montan-, Metall- und Maschinenindustrie.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 303.
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