Autographie [1]

[415] Autographie, die direkte Verwendung eines Schriftstückes oder einer Zeichnung zur Anfertigung einer Druckform.

In der Praxis werden aber darunter keineswegs alle hierher gehörenden Methoden verstanden, sondern nur ein bestimmtes Verfahren, das wegen seiner verhältnismäßigen Einfachheit auch in Kanzleien zur Vervielfältigung von Plänen, Tabellen und Zirkularen zur Ausübung gelangt. Man schreibt oder zeichnet mit käuflicher Autographietinte (der lithographischen Tusche, die angerieben auch verwendet werden kann, verwandt; bereitet wird die Tinte aus 42 Teilen Marseiller Seife, 42 Teilen Unschlitt, 48 Teilen Schellack, je 24 Teilen gelbes und weißes Wachs, 21 Teilen Mastix, 25 Teilen Asphalt, 10 Teilen Rebenschwarz und 500 Teilen destilliertes Wasser) auf dünnes, gut geleimtes Schreibpapier oder besser auf (auch käufliches) präpariertes Spezialpapier; ein solches erhält man u.a. durch zweifaches, am besten mit einem Schwamme vorzunehmendes, gleichmäßig schwaches Ueberstreichen dünnen Stärkekleisters, der mit wenig Alaun versetzt und mittels Gummigutti gefärbt wurde, oder es wird nach Engelmann zum Streichen ein Kleister verwendet, der, aus 4 Teilen Stärkemehl hergestellt, mit den Auflösungen von 1 Teil Tragantgummi, 2 Teilen Leim, 1/2 Teil Gummigutti und ferner mit 1 Teil pulverisierter spanischer Kreide vermischt, gekocht und schließlich geseiht wurde. Beim Schreiben in durch Unterlegen eines Schutzblattes ein Berühren der Papierfläche mit der bloßen Hand zu verhindern. Bei der Uebertragung wird das Papier in schwach gefeuchtete Bogen eingeschlagen, sodann auf der Rückseite mit verdünnter Salpetersäure bestrichen, mit der Bildseite auf den Stein oder die Zinkplatte gelegt und in der üblichen Weise weiter behandelt und gedruckt (s. Lithographie). Die für den Gebrauch in Kanzleien bestimmten autographischen Pressen besitzen ein Walzenpaar, zwischen dem die Zinkplatte mit dem Papier und der Decklage durchgeführt wird. Auf Zinkplatten gemachte autographische Uebertragungen können auch zur Verwendung in der Buchdruckpresse hochgeätzt werden.


Literatur: Engelmann, G., Das Gesamtgebiet der Lithographie, Chemnitz 1840; Stadele, S., Neueste Methode des Autographierens auf Zinkplatten, München 1871; Ders., Die Autographie einst und jetzt, München 1881.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 415.
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