Berasung

[691] Berasung, die Bedeckung der Bodenoberfläche mit Rasen, um möglichst rasch (z.B. zum Schutz gegen Wasserangriff bei den Böschungen von Flußkorrektionen, Kanal- und Dammanlagen, Wassergräben u.s.w.) auf den bedeckten Flächen einen geschlossenen Graswuchs zu erzeugen, was durch Ansaat nur langsamer und weniger sicher erreicht wird.

Bei Wiesenkulturen, wo ein vollständiger Umbau der Oberfläche stattfindet, wird durch das Abschälen und Wiederandecken der Rasen in kürzester Zeit die volle Ertragsfähigkeit des Grundstücks wieder erlangt, sowie die Möglichkeit eines baldigen Wässerungsbetriebes geschaffen. Jedoch verlohnt sich in diesem Falle die ziemlich kostspielige Arbeit des Rafenschälens in der Regel nur dann, wenn ein guter, mit den entsprechenden Futterpflanzen besetzter Rasen vorhanden ist; andernfalls ist Bildung eines neuen Grasbodens durch Ansaat meist vorzuziehen. Wo der Rasen zur Bedeckung der ganzen Oberfläche nicht ausreicht, kann das sogenannte Impfen Platz greisen, bei welchem die einzelnen Rasenstücke schachbrettartig aneinander gelegt und die freien Zwischenräume sorgfältig mit fruchtbarer Erde ausgefüllt werden. Das Schälen der Rasen erfolgt entweder in annähernd quadratischen Stücken von 0,3–0,4 m Seite oder in Streifen von etwa 0,3 m Breite und 2–3 m Länge; die letzteren werden in Walzen zusammenund beim Andecken später wieder aufgerollt. Die Dicke der Rasenstücke soll nur 6–8 cm betragen; dünnes Schälen befördert die rasche Bildung einer geschlossenen widerstandsfähigen Decke, indem die durchschnittenen Graswurzeln in den Unterboden hineinwachsen. – Wo die neue Grasnarbe durch Ansaat gebildet werden muß, hat eine sorgfältige Vorbereitung des Bodens durch Lockerung und Zerkleinerung der oberen Krume voranzugehen; die Keimung des Samens erfordert eine leichte Bedeckung mit seiner, die Feuchtigkeit festhaltender Erde. Zu tiefes Unterbringen des Samens und Austrocknung des Bodens schädigen den Erfolg der Ansaat. Als Zeit der Ansaat kann das Frühjahr oder Spätjahr gewählt werden, letzteres indessen nur da, wo infolge geschützter Lage und günstiger klimatischer Verhältnisse eine Schädigung der aufgekeimten Samen durch Winterfrost nicht zu befürchten ist. Die Frühjahrssaat fällt am besten mit dem Erwachen der Vegetation zusammen und kann nur, wenn Sicherheit gegen Austrocknen geboten ist, bis in den Mai hinein verschoben werden. Die Auswahl und Menge des Samens hat unter dem Gesichtspunkt zu geschehen, daß es sich bei Wiesen immer um die Anpflanzung eines Gemenges verschiedenartiger Pflanzen – sowohl Obergräser (d.i. Halmgräser) als Unter- oder Bodengräser und sowohl früh- als spätreifender handelt, weil hierdurch Menge und Sicherheit des Ertrags erhöht werden: außerdem ist bei der Wahl der einzelnen Grasarten die Bodenbeschaffenheit und Lage des Grundstückes sowie dessen Feuchtigkeitszustand zu berücksichtigen. Hiernach ergibt sich unter etwa 50 in Frage kommenden. Grasarten, womit zweckmäßig noch einige Kleearten, jedoch nur in geringer Menge, vermischt werden, eine verschiedenartige Auswahl von Samenmischungen je nach den besonderen Verhältnissen des zu bepflanzenden Grundstückes. Wie die einzelnen Grasarten, so wechselt auch das relative Verhältnis derselben in den Samenmischungen und die Gesamtmenge der auf das Hektar zu säenden Grassamen. Angaben über passende Samenmischungen finden sich in den unten bezeichneten Werken. Die Verwendung der sogenannten Heublumen, d.h. der auf dem Heuboden ausgefallenen Grassamen, zur Aussaat ist deshalb nicht ratsam, weil in denselben meistens unreife, taube und jedenfalls nur keimfähige Samen solcher Gräser, die schon zur Zeit der Heuernte gereist waren, vielfach auch Unkrautsamen enthalten sind. – Zum Schutz der jungen Graspflanzen erscheint es vorteilhaft, mit den Grassamen noch eine sogenannte Ueberfrucht, wie Gerste, Hafer u.s.w., dünn einzusäen; dieselbe muß jedoch vor der Reise geerntet werden, um den jungen Graspflanzen nicht schädlich zu werden.


Literatur: [1] Fries-Dünkelberg, Lehrbuch des Wiesenbaues, 2. Aufl., Braunschweig 1866. – [2] Dünkelberg, Der Wiesenbau, 2. Aufl., Braunschweig 1877. – [3] Vincent, Der Wiesenbau, 2. Aufl., Berlin 1858. – [4] Patzig, Der praktische Rieselwirt, 4. Aufl., Wittenberg 1862. – [5] Häsener, Der Wiesenbau, 3. Ausgabe, Stuttgart 1867. – [6] Delius, Die Kultur der Wiesen und Grasweiden, Halle 1874.

Drach.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 691.
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