Cellon

[124] Cellon, ein nicht feuergefährlicher, schwer verbrennlicher Ersatz für Celluloid. An Stelle der äußerst feuergefährlichen und explosiblen Nitrocellulosen, welche für Celluloid Verwendung finden, wird als Grundstoff für Cellon Acetylcellulose verwandt und diese mit Alkoholbenzolmischung (Patent Dr. Eichengrün) unter Zusatz von Kampfer, Triphenylphosphat, Triacetin und anderen Kampferersatzstoffen in den gebräuchlichen Knetmaschinen in eine zähe, plastische Masse verwandelt, welche wie Celluloid, dessen hervorragende Eigenschaften es im erhöhten Maße besitzt, weiter verarbeitet, d.h. gewalzt, in Blöcke gepreßt, in Tafeln oder Stäbe geschnitten und dann durch Trocknen von den Reiten der flüchtigen Lösemitteln befreit wird.

Im Gegensatz zum Celluloid kann Cellon sich niemals selbst entzünden, ist äußerst schwer verbrennbar und schmilzt unter Erlöschen der Flamme beim Entzünden zu einer schwarzen, teerartigen Masse zusammen, so daß es für die Celluloidfilme ein gefährlicher Konkurrent geworden ist und im Laufe der Zeit diese wohl gänzlich verdrängen wird, wie es auch bei der Fabrikation vieler Gebrauchsgegenstände, wie Kämme, Bürsten, Schalen, Schirmgriffen, auch Kinderspielzeug, einen willkommenen ungefährlichen Ersatz für Celluloid bietet. Es läßt sich in jeder gewünschten Farbennuance herstellen in den gleichen zahllosen Mustern wie Celluloid, in hervorragenden Imitationen von Elfenbein, Schildpatt, Horn, Bernstein u.s.w. Die Verarbeitung des Cellons geschieht in der gleichen Weise und mit der gleichen maschinellen Einrichtung wie Celluloid. Vollkommen ungefährlich läßt es sich auf der Drehbank bearbeiten, stanzen, sägen, feilen und fräsen. Infolge seiner großen Zähigkeit und mechanischen Fertigkeit bei vollkommener Durchsichtigkeit – es färbt sich nicht im Sonnenlicht – wird es statt Glas zu Fenstern und Windschutzscheiben in Automobilen, Luftfahrzeugen und Flugapparaten verwendet, zumal es sich einnähen und fast wie Gewebe rollen, falten und biegen läßt. Zahllos sind seine Anwendungsformen in der Elektrotechnik, als Ersatz für Hartgummi, denn wie Celluloid ist es kalt, hart, in der Wärme (80°) plastisch, so daß es in Hohlformen geblasen und gepreßt, auch aus einzelnen Stücken durch Pressen unlösbar fest verklebt werden kann. Zudem besitzt es eine hohe Isolationsfähigkeit.

E. Meyer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 124.
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