Ensilage

[454] Ensilage, Konservierung grüner, nasser Futtermassen (Heu, Klee, Grünfutter, Mais, Rübenblätter u.s.w.) unter Druck, um eine augenblicklich gewonnene größere Erntemasse für längere Zeit zur Ernährung des Viehstandes. nutzbar zu erhalten.

Die Ensilage ist da am Platze, wo die Ueberführung der Futtermittel in den lufttrockenen Zustand nicht möglich ist. Sie schützt das nasse Futter vor der Fäulnis durch die mit einer Temperaturerhöhung verbundene Gärung. Das Produkt wird, im Gegensatz zu dem sogenannten Sauerfutter, um so besser, je größer die Selbsterhitzung ist (50–70° C., Farbe des Produktes hellgrün bis hellbraun). Zur Selbsterhitzung ist zunächst Luftzutritt erforderlich, während darauf ein möglichst völliger Luftabschluß anzustreben ist, um die Essig- und Milchsäuregärung hervorzurufen, durch welche die Schimmelpilze und Bakterien getötet werden.

Bei der unterirdischen Ensilage finden mit Zement ausgemauerte Gruben von 1,5 m Tiefe und 3 m Breite Anwendung. Der Luftabschluß und Preßdruck wird durch eine aufgeschüttete Erdschicht oder durch Stroh und eine belastete Bretterlage erreicht. Nach 11/2–3 Monaten ist das Futter vergoren. Die Verluste betragen etwa 8–26%. Nachteile der unterirdischen Ensilage sind die hohen Herstellungskosten und der Mangel an Beweglichkeit. Diese werden durch die oberirdische Ensilage – die Preßfeimen – behoben, bei welchen außerdem die Selbsterhitzung sicher beherrscht bezw. reguliert werden kann. Bei diesen wird die Masse zu einem Haufen aufgesetzt, wobei senkrechte Stangen als Anhaltspunkte dienen. Das Futter wird in frischem Zustand beigeführt, gleichmäßig, Schicht für Schicht aufgebaut, wobei die Wände senkrecht zu halten sind. Die Masse, die sich rasch erwärmt, ist sodann auf der Temperatur von 55–60° C. längere Zeit hindurch zu halten, um eine reine Milchsäuregärung durchzuführen. Je lockerer die Masse sitzt, desto rascher und stärker wird sie sich erwärmen, je fester, desto mehr wird durch den verminderten Luftzutritt die weitere Erwärmung verhindert. Zur Regulierung der Temperatur bedient man sich am besten einer selbsttätigen Presse. Ist der Haufen auf 1,5–2 m aufgebaut, so wartet man 2–3 Tage, bis die Masse ca. 55° C. im Innern zeigt, was durch Einflößen und Ablesen des Thermometers ermittelt wird. Hierauf verdeckt man den verebneten Haufen mit starken Dielen (s. die Figur), legt einen Spannbalken darüber und setzt die einfache Hebelpresse (Patent Blunt) durch Beschweren der Steinkasten in Tätigkeit. Die Masse setzt sich, und nach Verminderung der Temperatur kann abgedeckt und neues Material aufgeschichtet werden. So wird fortgefahren bis zur Hohe von 4–5 m Hauptsache ist, täglich die Temperatur zu kontrollieren und sie durch Anziehen oder Nachlassen der Presse ständig durch Wochen hindurch auf der Höhe von 55–60° G. zu halten. Nach 2 Monaten ist die Gärung beendet. Die Verluste durch Verschimmeln oder Faulen der[454] äußersten Partien und durch die Gärung selbst sowie die Stoffverluste durch Abfließen des Wassers sind nicht unbedeutend. Die ersteren betragen 15–27% des Gewichtes, die letzteren sind verschieden und belaufen sich ungefähr ebenso hoch.

Genauere Anhaltspunkte, besonders auch über die in der Futtermasse vorgehenden Veränderungen, gibt der Bericht von Albert-Halle (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin 1891), worin die verschiedenen Ensilagepressen beschrieben sind.

Wrobel.

Ensilage
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 454-455.
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