Gerüstverbindungen

[409] Gerüstverbindungen (Gerüsthalter, Gerüstklammern). Je nachdem die Gerüste aus kantig zugehauenen Balken oder aus Rundholz bestehen, ist die Verbindung der Standbäume oder Ständer mit den Streichstangen oder Streichbalken eine verschiedenartige. In ersterem Falle werden sie meist überkämmt und durch Bolzen verbunden, in letzterem begnügt man sich bei Ausbesserungsgerüsten und auch wohl bei kleineren Baugerüsten mit dem Zusammenbinden durch Seile, oder es werden sogenannte Rüstkränze aus je drei gewöhnlichen Stricken geflochten, um Streichstange und Standbaum gelegt und durch ein Holz, den sogenannten Würgeknüppel, angezogen, der, um das Zurückschnellen zu verhüten, an den Standbaum angebunden wird. Dabei werden gewöhnlich noch Klammern als Nebenverbindung oder als Stütze verwendet. Statt der Klammern, und wohl auch neben diesen, bedient man sich langer Nägel (bis zu 17 cm Länge) mit großem Kopf, die eine feuere Verbindung als die Klammern ergeben, deren Herausziehen aber mit Schwierigkeiten verbunden ist.

Dieser letztere Umstand sowie die wenig zuverlässige Befestigungsweise durch Stricke und Klammern hat die Erfindung verschiedenartigster Gerüsthalterausbildungen hervorgerufen, von denen die patentierten Gerüsthalter von Schaper [1], von Muth [2] und von Köttgen & Cie. [3] (s. Fig. 1) erwähnt werden mögen. Bezüglich andrer Gerüsthalter, die zum Teil als Haken-, zum Teil als Kettenverbindungen ausgebildet sind, muß auf die Literatur [5]–[18] verwiesen werden. Recht zweckmäßig erscheint die Streichstangenverbindung an dem dem Zimmermeister Ernst Heidrich in Chemnitz patentierten »abgebundenen und verstellbaren Baugerüst« [4] (s. Fig. 2), das sowohl als Baugerüst als auch für Ausbesserungszwecke[409] zur einmaligen Anschaffung empfohlen werden kann, da es neben dem Vorzug der fetten Verzimmerung noch den der beliebigen Verstellbarkeit der Rüstböden besitzt, so daß es an Bauten mit verschiedensten Stockwerkhöhen ohne weiteren Verschnitt an Hölzern zu verwenden ist, während die festen verzimmerten Gerüste für eine jede neue Verwendung auch eine neue Verzimmerung erfordern.


Literatur: Gerüstverbindung von Bouillant, Nouv. Ann. de la constr. 1876, S. 82; Dinglers Polyt. Journal 1878, Bd. 227, S. 30; Eiserne Schlinge von Ewers (D.R. P. Nr. 3458, Kl. 37); Sicherheitshaken, Deutsche Bauztg. 1877. – [1] Patent. Gerüsthalter von Schaper, Baugewerksztg. 1883, S. 325. – [2] Patent. Gerüsthalter von Muth, ebend. 1883, S. 523; Neuer Gerüsthalter von J. Berger, ebend. 1884, S. 329. – [3] Neuer Gerüsthalter von Köttgen & Cie., Deutsche Bauztg. 1886, S. 188. – [4] Abgebundenes und verstellbares Baugerüst von Heidrich, ebend. 1888, S. 268, 233. – [5] Gerüsthalter von Erfurth, Baugewerksztg. 1888, S. 262, u. 1889, S. 416. – [6] Gerüsthalter auf der Unfallverhütungsausstellung in Berlin, ebend. 1889, S. 416. – [7] Montgomeries Gerüstkette, ebend. 1891, S. 146. – [8] Zweiteiliger Gerüsthalter von W. Brandt, ebend. 1895, S. 322. – [9] Gerüstverbinder von Otto Fricke, ebend. 1896, S. 387. – [10] Kettengerüsthalter und Drahtseilverbinder von Albin Kühn, Schweiz. Bauztg. 1894, II, S. 62; Deutsche Bauztg. 1897, S. 339; Südd. Bauztg. 1897, S. 276. – [11] Gerüstklammer von Gauby, Baugewerksztg. 1898, S. 105. – [12] Gerüsthalter von M. Levy, ebend. 1898, S. 184; Gerüsthalter von Theoph. Müller, ebend. 1898, S. 437. – [13] Verbindungsschuhe für hölzerne Baugerüste, Zentralblatt der Bauverwaltung 1899, S. 328. – [14] Gerüstklammer von Specht u. Wieter, ebend. 1900, S. 204. – [15] Gerüsthalter von Viertel, Deutsche Bauztg. 1901, S. 576. – [16] Gerüsthalter von Wiesenmüller, Zentralblatt der Bauverwaltung 1902, S. 468. – [17] Gerüsthalter von E. Altmann, ebend. 1903, S. 404. – [18] Gerüsthalter von Stein & Cie., Zeitschr. f. Bauhandw. 1903, S. 23.

L. v. Willmann.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 409-410.
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