Gewichte [1]

[485] Gewichte, Gewichtsstücke, -steine sind Masten; als ihre Einheit gilt im metrischen System die Masse des internationalen Kilogrammprototyps (s. Gewicht).[485]

Bei Gewichtsvergleichungen kommt die Veränderlichkeit der Intensität der Schwere nicht in Betracht. Wenn Gewichtsstücke aus Platin auf der Wage gegeneinander abgewogen werden, so erhält man unter der Voraussetzung, daß ihre Schwerpunkte in gleicher Höhe sich befinden, die gleiche Differenz in Hamburg wie in Rom, auf der Meeresfläche wie auf dem Montblanc, weil die oben bei Gewicht erwähnten Einflüsse auf beide Gewichte in ganz gleicher Weise einwirken. Dagegen spielen bei Gewichtsvergleichungen die meteorologischen Verhältnisse, also die Aenderungen des umgebenden Mediums, eine bedeutende Rolle. Wie im Wasser, so erleiden auch in der Luft alle Körper einen Auftrieb; sie werden leichter, und zwar unter mittleren Verhältnissen für jeden Kubikzentimeter ihres Volumens um 1,21 mg, weil 1 l Luft 1,21 g wiegt. Daher kommt es, daß derselbe Gegenstand, mit einem Platinkilogramm gewogen, um rund 410 mg schwerer erscheint, als wenn er mit einem Aluminiumkilogramm verglichen wird. Die Größe des Auftriebes ist abhängig von der Dichte der Luft; sie ist eine andre in Berlin mit 38 m Meereshöhe wie in München bei 519 m Meereshöhe, eine andre bei hohem und bei niedrigem Barometerstand u.s.w. Es ist klar, daß diese Störungen zuvor ausgeschieden werden müssen, wenn Wägungen und Gewichtsbestimmungen untereinander vergleichbar werden sollen, daß also die Wägungen auf den leeren Raum reduziert werden müssen, wie ja auch die Definition der Gewichtseinheit für die Luftleere gilt.

Als Material für die Gewichtsstücke wird in der Praxis für die schwereren Stücke Eisen, für die kleineren Messing angewendet. Beide Metalle haben den Vorzug der Billigkeit für sich, aber den Nachteil der Veränderlichkeit. Werden die Gewichtsstücke nicht gebraucht, so werden sie infolge innerer Oxydation schwerer, während sie sich beim Gebrauch schnell abnutzen. Für feinere Gewichtssätze, z.B. Apothekergewichte, sind daher bis zu 1 g herunter stark vergoldete Messinggewichte eingeführt, bei denen anscheinend der Ueberzug aus Edelmetall einen ziemlich weitgehenden Schutz gegen die schädlichen Einflüsse der Atmosphärilien gewährt. In chemischen Laboratorien, wo die Luft mit Säuredämpfen geschwängert ist, zieht man den ganz unveränderlichen Bergkristall vor, während das Gewichtsprototyp zu 1 kg aus Platiniridium hergestellt ist. Gewichte unter 1 g bis zu 10 mg werden aus Neusilber, in feineren Gewichtssätzen aus Platin, Gewichte unter 10 mg aus Aluminium angefertigt.

Plato.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 485-486.
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