Grüne Erde

[655] Grüne Erde, Böhmische Erde, Erdgrün, Veronesererde, Italienische Erde,[655] Tirolergrün, Venezianererde, Veronesergrün, Seladongrün, Grünerde, ist ein Gemenge mehrerer Mineralien und besteht hauptsächlich aus kieselsaurem Eisenoxydul und Ton sowie aus eisenoxydulhaltigem Material, durch das die sonst grüne Masse mit gelben Partien durchsetzt erscheint.

Aus den Gruben kommend, bildet sie eine zähe, tonartige, feuchte Masse von verschiedener, heller und dunklerer Färbung, deren Wert je nach der Nuance und dem Feuchtigkeitsgehalte variiert. Fundorte sind: Kaaden in Böhmen (Böhmische Erde, Kaadener Grün), am Monte Baldo am Gardasee (Veronesererde, Venezianergrün), in Südtirol bei Trient (Tirolergrün); auch in Belgien und an andern Orten kommt sie vor, namentlich in Gegenden vulkanischen Charakters. Augit ist ihr ständiger Begleiter. Sie erweicht in Wasser wie Ton und wird als Wasserfarbe für Häuseranstrich aus dem Grund sehr geschätzt, weil sie unveränderlich ist. Auch in Oel läßt sie sich getrocknet und gemahlen als hellgrünes Pulver (gemahlene grüne Erde) zwar nicht für den Anstrich, aber zur Erzielung gewisser Effekte in der Malerei verwenden. Grüne Erde wird hier und da mit Teerfarbstoff aufgefärbt, geschönt, verliert aber dann ihre Färbung in Kalk und am Lichte wieder in ganz kurzer Zeit.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 655-656.
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