Holzwände

[126] Holzwände, im engeren Sinne nur aus Holz erstellte Wände, welche in zwei verschiedenen Weisen gebildet sein können (s. Holzbau). 1. als Ständerwand (Schrotwand) und 2. als Blockwand.

1. Die Ständerwand besteht aus senkrecht stehenden Pfosten (Bundstielen) oder Ständern, welche mit gleich starken Schwellen und Pfetten einen Rahmen bilden, in welchem ca. 5 cm starke Bohlen in ringsum laufenden Nuten eingesetzt sind. Zur Versteifung der Wand gegen seitliche Verschiebung dienen Schrägbüge oder Kopfbänder (s.d.), welche an den Ecken flach in die Pfosten, oft auch in die Bohlen eingelassen sind. Die Richtung der Bohlen ist meist eine wagerechte, kann aber auch eine scheitrechte sein. Für die Bildung der Oeffnungen dienen besondere Riegel und Pfosten, welche so angebracht sind, daß die Flächen möglichst wenig unterbrochen werden (Fig. 1). Die alten Holzbauten des Schwarzwaldes, im Tieflande der Schweiz, in Tirol und Bayern sind zum Teil in dieser Wandbildung hergestellt. Bei neueren Ausführungen empfiehlt es sich, statt der starken Bohlen solche von geringerem Querschnitt (etwa 3 cm stark) zu verwenden, welche nicht eingenutet, sondern zwischen Leisten eingesetzt sind, dahinter aber eine Hintermauerung mit liegenden oder gestellten Backsteinen, Schwemmsteinen oder dergl. auszuführen, auf welchen der Wandputz aufzubringen ist.

2. Die Blockwand. Dieselbe besteht aus mehrfachen Lagen wagerecht übereinander hingestreckter Holzstämme, welche an ihren Enden durch Uebergreifen von Vorköpfen fest miteinander verbunden sind. Zur ursprünglichsten Art dieser Wandbildung werden unbehauene Nadelholzstämme (Fig. 2) gedient haben, eine Bauweise, welche ebenso in den ältesten Zeiten in Geltung war, als auch heute bei den ersten Ansiedlungen in holzreicher Gegend geübt wird. Die weitere Ausbildung brachte zunächst eine Schließung der Fugen (Fig. 3), sodann eine glatte Bearbeitung der Seitenflächen mit vervollkommneter Fugendichtung (Fig. 4), zuletzt eine bildnerische Ausschmückung der Wandflächen durch Schnitzerei u.s.w.

Die konstruktiven Eigenarten der Blockwand in ihrer vollendeten Form, wie sie an den Bauernhäusern der Alpengebiete Deutschlands und der Schweiz, besonders schön im Berner Oberland (s. Fig. 7), sich darstellt, beruhen: 1. in der unverschiebbaren Eckverbindung durch Ueberkämmung (Fig. 5) sowie auch durch Ueberblattung (Fig. 6) oder Verzinkung (Ostschweiz). Während die erste Art zur günstigen Ausbildung der Vorköpfe verschiedene Höhenlagen der sich in den Ecken treffenden Stämme bedingt, liegen bei den letzteren Arten die Stämme in[126] einer Ebene und endigen in den Ecken. 2. in der Lagerung der verdübelten Wandhölzer, Dichtung der Fugen durch Verstopfen mit Werg (Fig. 4). 3. in der Bildung breiter Flächen durch Zusammenrücken der Fenster zu Gruppen von 3–6 Oeffnungen. 4. in der Versteifung der Außenwände mittels der eingestellten Zwischenwandungen, welche durch ihre Vorköpfe äußerlich sichtbar sind. 5. in der Ausbildung der vorkragenden Wandhölzer zu Trägern der weit ausladenden Dachungen oder Umgänge und Lauben. 6. in der Belebung der Wandflächen durch vortretende geschnitzte Glieder, wie Bogenfriese, Zahnschnitte u. dergl, oder flaches Rankenwerk; letzteres ist sehr geeignet, die Schwindrisse des Holzes, welche sich in der Längsrichtung hinziehen, geschickt zu verdecken. 7. Zur letzten Vollendung der Wirkung dient eine farbige Ausschmückung, bestehend in breiten weißen Schriftbändern mit grüner oder violetter Randbemalung. In Verbindung mit dem Naturton des Holzes wird hierdurch ein malerisches Ganze geschaffen, das sich der großartigen Umgebung der Landschaft aufs würdigste und innigste anpaßt.

Vgl. a. Holzgebäude, Sprengwand, Bretterschalung, Fachwand.


Literatur: [1] Grafenried u. Stürler, Architecture suisse, Paris 1844. – [2] Hochstetter, J., Schweizerische Architektur, Holzbauten des Berner Oberlands, Karlsruhe 1858. – [3] Gladbach, E., Der Schweizer Holzstil, sowie [4] Ders., Die Holzarchitektur der Schweiz, Zürich 1876. – [5] Das Bauernhaus in der Schweiz, herausg. v. Schweiz. Ing.- u. Arch.-Ver., Dresden 1903.

Weinbrenner.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 6.
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Fig. 7.
Fig. 7.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 126-127.
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