Kanadabalsam

[329] Kanadabalsam, Balsamum Canadense, Terebinthina Canadensis, der hauptsächlich aus der nordamerikanischen Balsamtanne (Abies balsamea Mill = Pinus balsamea L.), zum Teil auch aus der naheverwandten Abies Fraseri Pursh. gewonnene Balsam (vgl. Harze, Bd. 4, S. 781). Die Angabe, daß auch Abies Canadensis (L) Miller, Tsuga canadensis Carr. Kanadabalsam liefere, scheint auf einem Irrtum zu beruhen. Dieser Baum, die Hemlocktanne, dessen Rinde ein bekanntes Gerbematerial ist, liefert das »Kanadische Pech«.

Er wird durch Eröffnen von Rindenharzbeulen im Sommer zum Ausfluß gebracht, ist wie Honig zähflüssig, völlig und bleibend klar, hellgelb, dunkelt beim Aufbewahren bis bernsteingelb nach, bleibt aber durchsichtig; an der Luft trocknet er schließlich ein. Spez. Gew. 0,998, in absolutem Alkohol und Aceton teilweise, in Aether, Chloroform gänzlich löslich. Geruch angenehm, Geschmack bitter, terpentinartig. Von allen Terpentinen unterscheidet er sich durch sein Lichtbrechungsvermögen: Während Kartoffelstärkekörner in allen Terpentinen undeutlich werden oder völlig verschwinden, treten sie in Kanadabalsam mit großer Schärfe hervor (Wiesner). Enthält nach Flückinger 24% ätherisches Oel, 59,8% alkohollösliches, 16,2% ätherlösliches Harz. Nach Tschirch und Brüning (Arch. d. Pharm. 1900, Bd. 238, 7. Heft) besteht er aus vier Harzsäuren (Canadinsäure C19H34O2 [13%], Canadolsäure C19H28O2 [0,3%] kristallisierend, und die amorphen α- und β-Canadinolsäuren C19H30O2 [48–50%]), aus einem Resen C21H40O (11–12%), ätherischem Oel (23–24%) und aus Spuren von Bernsteinsäure und Bitterstoff. Siedepunkt des ätherischen Oeles 160–167°. Wird in Amerika als seiner Terpentin wie bei uns der venezianische Terpentin verwendet; seine Hauptverwendung aber findet in der mikroskopischen Technik statt; auch als Kitt optischer Gläser wird er gebraucht. Die in Kanadabalsam einzuschließenden Objekte müssen völlig wasserfrei sein und starke Aufhellung ertragen können. Kanadabalsam kommt von Kanada über Montreal und Quebec in den Handel.

T.S. Hanausek.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 329.
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