Kesselstein

[446] Kesselstein, eine in Dampfkesseln sich bildende Inkrustation an den Kesselwänden, welche eine Berührung derselben durch das Kesselwasser, also eine Wärmeabgabe der Kesselwände an das letztere erschweren und schließlich so sehr verhindern, daß an den mit Kesselstein bedeckten Stellen die Kesselbleche glühend werden. Die Folgen hiervon sind Deformationen wie Einbeulen, Ausbiegungen u.s.w. der Kesselwände, Röhren u.s.w., welche schließlich zum Aufreißen, Aufplatzen und dadurch zu Kesselexplosionen führen.

Die Ursachen des Kesselsteins sind die im Speisewasser enthaltenen Verunreinigungen. Hierher gehören vorzugsweise die kohlensauren und schwefelsauren Verbindungen des Baryums, Calciums und Magnesiums sowie Tonerde und Kieselsäure, aus welchen sich folgende Hauptarten von Kesselsteinen bilden [1]: 1. Barytkesselsteine (kohlensaurer Baryt oder Witherit BaCO3 und schwefelsaurer Baryt oder Schwerspat BaSO4). 2. Magnesiakesselsteine (reine Magnesia MgO, kohlensaure Magnesia MgCO3 und Chlormagnesium MgCl2). 3. Kalkkesselsteine (kohlensaurer Kalk CaCO3 und schwefelsaurer Kalk CaSO4). 4. Tonerdekesselsteine (Al2O3). 5. Kieselsäurekesselsteine (SiO2). 6. Mergel- oder Feldspatkesselsteine, Gemische aus Tonerde, Kali und Kieselsäure Al2O3 · K2O · (SiO2)6. Die wichtigsten und am meisten vorkommenden, das sogenannte harte Wasser bildenden Verunreinigungen sind die Kalksalze, kohlensaurer und schwefelsaurer Kalk. Von besonderer Wichtigkeit und Häufigkeit sind die Kalk- und Magnesiakesselsteine. Fischer [2] fand bei acht Analysen von Kesselsteinen im wesentlichen folgende Zusammensetzungen in Gewichtsprozenten:


Kesselstein

Das schwefelsaure Calcium scheidet sich nach F. Fischer je nach der herrschenden Temperatur und je nach dem Salzgehalt des Wassers als Anhydrit oder mit Kristallwasser ab, Magnesia als Hydrat. Auch Calciumhydrat bildet feste Krusten, wenn z.B. bei der Wasserreinigung zu viel Kalkmilch Verwendung findet.


Literatur: [1] Scholl-Brauer, Führer des Maschinisten, 10. Aufl., Braunschweig 1883, S. 308 ff. – [2] Handbuch der chemischen Technologie, 1900, Bd. 1, S. 358; s.a. Artikel Kesselstein, Inhaltsverzeichnis 1883–1893 und 1894–1903 der Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing.

v. Ihering.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 446.
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