Kunstwachs [2]

[379] Kunstwachs. – Bisher ist es ebensowenig wie bei vielen anderen Naturprodukten gelungen, ein den Anforderungen entsprechendes Ersatzmittel für die verschiedenen Wachsarten zu finden und es kann ohne weiteres behauptet werden, daß alles, was unter der Bezeichnung »Wachsersatz«, »Kunstwachs« unter besonderem Namen in Handel kommt, entweder als verfälschtes Wachs (irgendwelcher Herkunft) oder als eine Schmelze verschiedener, oft ganz heterogener Körper anzusehen ist, die allerdings im ersten Anscheine einige Aehnlichkeit mit irgendeinem Wachs aufweisen, bei der Untersuchung und oft schon bei der praktischen Verwendung erkennen lassen, daß dieselben mit Wachs nichts zu tun haben. Die sogenannten Kunstwachse, wie Dyewachs, Polwachs, Lloydwachs, Cuirol, Ozokat, Porchères Kunstwachs, Mofettiwachs, Delanawachs, Omont-, Viscoma-, Otintwachs, Karnaumontinspezialwachs, Karnaubawachsersatzprodukt, Karnaubator-, Karnaubawachsrückstände, deutsches Karnaubawachs, Gammawachs, Marbiwachs, künstliches Mineralwachs, Schellackwachsersatz u.a., bestehen aus Wachsarten, Paraffin, Ceresin, Kolophonium, ein Bienenwachsersatz von Delahaye-Paris aus Paraffin, Kolophonium und einer kleinen Menge von farblosem Petroleum neben gelbem Farbstoff; Vitenat betrachtet bei Kunstwachssorten die Zusammensetzung aus: 35 kg Paraffin, 25 kg Japanwachs, 15 kg Karnaubawachs, 10 kg Kolophonium, 10 kg weißem Pech, 5 kg fettlöslichem Teerfarbstoff als typisch; manchmal kommt noch 5 kg Talg und 3 kg Unschlitt hinzu. Die Mengen der einzelnen Bestandteile der künstlichen Wachsarten lassen sich ins Unendliche variieren, je größere Mengen harter Wachsarten, wie Karnauba-, Schellack- und ähnliche Wachse, darin vorhanden sind, desto brauchbarer und wertvoller ist dasselbe. Im allgemeinen werden die durch die Schmelzen hergestellten Wachsmischungen in beliebig gestaltete Formen gegossen, erkalten gelassen und dann in Stücke zerschlagen, so daß mehr oder weniger große unregelmäßig gestaltete Brocken entstehen, die in Handel gebracht werden.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 379.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Lueger-1904: Kunstwachs [1]