Ledermosaik

[111] Ledermosaik, Ziertechnik der Kunstbuchbinderei, Leder- und Galanteriewarenfabrikation, welche Figuren und sonstige Ziermotive aus verschiedenfarbigem[111] dünn ausgeschärftem Leder auf dem Grundleder aufklebt. Wird das Leder in natürlicher Stärke ausgeschnitten und in den genau passenden Ausschnitt des Grundleders eingefügt, so bezeichnet man dies als Lederintarsia.

Während die Mosaik stets mittels Hand- oder Pressendruck vergoldet wird, läßt man bei der Intarsia meist die Farbe allein wirken, wendet aber auch häufig Metall-, Schildpatt-, Perlmuttereinlagen gleichzeitig an. Die Mosaik ist leichter und schneller auszuführen und durch die ausgleichende und kontrastvermittelnde Wirkung des Goldes bedeutend effektvoller, daher beliebter und häufiger angewendet als Intarsia. Die auf dem angeschmierten Zinkblech ausgeschnittenen Lederstücke werden in den Vordruck eingeklebt und das Ganze mit Eiweiß grundiert und vergoldet (s. Goldpressung). Bei der Intarsia werden so viele Lederstücke von gleicher Stärke, als Farben verwendet werden sollen, mittels Kleisterwasser leicht übereinander geklebt, und man schneidet sie in halbfeuchtem Zustande nach der aufgepausten Zeichnung mit schmalem, dünnem Messer gleichzeitig zusammen aus. Sodann wird durch Anfeuchten die leichte Klebvorrichtung gelöst, die einzelnen Teile ineinander gefügt und durch Aufkleben eines festen Papiers mit dickem Kleister auf die Rückseite die Verbindung hergestellt. Durch zweckentsprechendes Pressen – bei glatten Ledern mit polierter Stahlplatte, bei genarbten unter Vorlage weichen Papiers – wird diese Verbindung vervollständigt und geebnet.


Literatur: Einzelheiten sowie Vorlagen enthalten die Werke: Adam, Lehr- und Handbuch der Buchbinderei, Dresden-Berlin 1885; Ders., Die Kunst des Blinddrucks, der Handvergoldung und der Ledermosaik, Leipzig 1892; Kersten, Moderne Entwürfe künstlerischer Bucheinbände, Halle 1904; Weatley, Remarkable bindings in the Brit. Museum, London; Horn, Handvergoldung und Lederauflage, Gera 1891; Löwenstein, Buchbindereikunstarbeiten der Gegenwart, Dresden-Berlin 1892; Michel, L'ornementation des reliures modernes, Paris 1889; Uzanne, La reliure moderne, artistique et fantaisiste, Paris 1887.

Saalfeld.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 111-112.
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