Offsetdruck [1]

[585] Offsetdruck, zinkographischer oder algraphischer Druck auf besonderen Offsetmaschinen, wobei der Abdruck auf das Papier nicht unmittelbar von der Druckform selbst, sondern von einem elastischen Zwischenkörper als Ueberträger erfolgt.

Die Einschaltung eines elastischen Zwischenkörpers an Druckpressen, der die auf die eigentliche Druckform aufgetragene Farbe abnimmt und sodann auf den zu bedruckenden Gegenstand – zur Hervorbringung des Druckbildes auf diesem – überträgt, ist seit langem üblich. Allerdings geschah dies nur beim lithographischen Bedrucken mehr starren (wenig nachgiebigen) Materials, z.B. beim Bedrucken von Blech- und Zelluloidtafeln (s. Blechdruck, Bd. 2, S. 48). Das Prinzip auch beim Bedrucken von Papier zuerst angewendet zu haben, ist das Verdienst des Amerikaners J.W. Rubel, der die erste Offsetmaschine konstruiert hat. Alle Offsetpressen sind Rotationsmaschinen (s.d., Bd. 7, S. 512); sie besitzen also zylindrischen Formenträger und zylindrischen Preßkörper. Der Formenträger wird mit algraphischen oder zinkographischen Druckplatten, die sich mit Leichtigkeit dem Zylinder anschmiegen (vgl. Steindruckmaschinen, Bd. 8, S. 283, und Zinkographie, Bd. 8, S. 1001), beschickt. Das Feuchten der Druckplatten geschieht durch ein Feuchtwerk, das Einfärben wird durch ein sehr umfangreiches, beim Baue besonders große Sorgfalt erheischendes (um die gefürchtete Streifenbildung zu vermeiden) Farbwerk besorgt. Ein zweiter Zylinder, der Offset- oder Uebertragungszylinder, ist mit einem Kautschuktuche bekleidet. Er nimmt das Druckbild von der Formenplatte ab und überträgt es auf das von einem dritten polierten Stahlzylinder gegen ihn gepreßte Papier. Als Druckfarben müssen besondere, in bestem Leinölfirnisse sehr sein geriebene und ausgiebige Farbstoffe benützt werden, da nur sehr dünne Farbschichten aufgetragen werden dürfen. Da die den Abdruck auf dem Papier erzeugende Kautschukplatte vermöge ihrer außerordentlichen Elastizität gleichsam in alle Vertiefungen des zu bedruckenden Gegenstandes einzudringen vermag, können selbst Bilder mit feinsten Details auf rauhestem, grob gekörntem (also unter anderen Umständen kaum für Druck verwendbares) Papier sehr gut gedruckt werden. So werden jetzt auch autotypische Bilder (s. Autotypie, Bd. 1, S. 417), Landkarten usw. mittels Offsetdrucks auf rauhem Papier erzeugt. Der Offsetdruck findet eine immer ausgebreitetem Verwendung. Da der druckende Körper, die Kautschukplatte, auf dem Uebertragungszylinder völlig glatt ist, würde es beim Offsetdrucke möglich, beide Seiten des Papiers gleichzeitig zu bedrucken, also mit »Schön- und Widerdruck« zu versehen. Allerdings müssen dann zwei Druckwerke vorgesehen sein, und zwar je einen Formen- und einen Uebertragungszylinder besitzend; diese bilden gegenseitig zugleich die Preßkörper. Die von dem Amerikaner Kaspar Herman konstruierte Offset-Schön- und Widerdruckmaschine (von Böttcher & Co. in Leipzig vertrieben) ist sogar zum Druck von illustrierten Tageszeitungen bestimmt. Offsetpressen werden erzeugt von folgenden Fabriken: Leipziger Schnellpressenfabrik A.-G. vorm. Schmiers, Werner & Stein in Leipzig, Maschinenfabrik Johannisberg, Klein, Forst & Bohn Nachf. in Geisenheim a. Rh., Faber & Schleicher in Offenbach a.M., Albert & Co., A.-G. in Frankental, Friedrich Heim & Co., G.m.b.H. in Offenbach a.M., G. Mann & Co. in Leeds (England), Rubel & Sears in Bray usw. – Die Formenplatten für Offsetdruck müssen – im Gegensatze zu den sonst verwendeten – das Druckbild seitenrichtig, also nicht in der Spiegellehre, enthalten.

Auch im Buchdrucke ist in neuerer Zeit bei einer Schnellpressentype der Offsetdruck zur Anwendung gebracht worden, und zwar bei der »Heureka«, Schön- und Widerdruckmaschine für Tageszeitungen der Heidelberger Schnellpressenfabrik A.-G. in Heidelberg. An dieser Maschine sind zwei Formenträger und zwei Druckwerke vorhanden, die je aus zwei mit Kautschuk bekleideten Uebertragungszylindern und einem Druckzylinder bestehen. Während der Einfahrt der Formenträger nimmt der erste Uebertragungszylinder die Druckfarbe von der Form ab. Sodann, bei der Rückfahrt der Formenträger, werden die Druckwerke gehoben. Während eines einmaligen Hin- und Herganges der Druckform machen die Zylinder, ununterbrochen arbeitend, drei Touren;[585] es werden also von einem Abdruck der Form auf den ersten Uebertragungszylinder drei Abzüge auf Papier gewonnen. Je ein zweiter Uebertragungszylinder ist notwendig, um das Schriftbild richtig auf das Papier zu bringen, denn bei nur einem Uebertragungszylinder gelangte das Schriftbild in der Spiegellehre auf das Papier. Die Maschine, die eine Kombination von Zylinderflachform- und Rotationsmaschine (vgl. Buchdruckmaschinen, Bd. 2, S. 381) darstellt, druckt von »endloser« Rolle und ist mit Falzapparaten ausgestattet, so daß die Zeitungen versandfertig die Presse verlassen.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 585-586.
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