Passung

[47] Passung (im Maschinenbau u.s.w.). Zwei zusammengehörige Teile müssen in der Regel durch Bearbeiten zueinander passend gemacht werden. Der Grad der Genauigkeit der Passung hängt von verschiedenen Umständen ab; bei Maschinen z.B. von der Art der Maschinen, ferner davon, ob die zusammengehörigen Teile eine Verschiebung gegeneinander gestatten müssen oder nicht, ob zwischen beiden ein Spielraum für Schmiermaterial vorhanden sein muß.

Man unterscheidet in dieser Hinsicht beim Zusammensetzen von Maschinen u.s.w. folgende Hauptklassen von Passungen [1]:

1. den Laufsitz (laufend und leichtlaufend) für Teile, welche unter Verwendung von Schmiermaterial sich leicht aufeinander schieben oder drehen;

2. den festen Sitz: a) den Schiebesitz für Teile, welche sich gerade mit der Hand oder höchstens mit Hilfe eines Stücks Hartholz zusammenstecken lassen; b) den Keilsitz für Teile, die sich durch gewöhnliche Werkstattmittel (Zinn- oder Handhammer, Stauchklotz und Handdornpresse) vereinigen und trennen lassen;

3. den Gewaltsitz: a) Den Preßsitz für Teile, die zur endgültigen Vereinigung unter Aufwendung großer Gewalt (z.B. durch Schrauben- oder hydraulische Presse) zusammengepreßt werden und nicht wieder getrennt werden fallen; b) den Schrumpfsitz für Teile, die, zu ähnlichem Zweck wie beim Preßsitz, lediglich durch den Einfluß der Wärmewirkungen fest miteinander verbunden werden.

Um sich beim Zusammensetzen von Maschinen u.s.w. von dem Urteil und dem Gefühl der Arbeiter sowie von sonstigen Faktoren unabhängig zu machen, hat man in vielen Maschinenfabriken u.s.w. aus der Erfahrung heraus bestimmte Beträge für die Lockerheit oder Straffheit festgesetzt. Unerläßlich ist die Festsetzung solcher Beträge bei der Herstellung von austauschbaren Teilen, wobei infolge der Forderung, daß jedes beliebige Stück an die Stelle des andern passen muß, und der Unmöglichkeit, zwei Arbeitsstücke in ihren Abmessungen genau gleich zu machen, diese Beträge innerhalb gewisser Grenzen gehalten werden müssen, was zur Ausbildung und Benutzung von Grenzlehren (s. Meßwerkzeuge) für die Anfertigung austauschbarer Arbeitsstücke Anlaß gegeben hat.


Literatur: [1] Schlesinger, G., Die Passungen im Maschinenbau (Dissertation), Berlin 1904. – [2] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1903, 19. Sept. und 3. Okt. – [3] Moderne Meßwerkzeuge, Broschüre der A.-G. Ludwig Löwe & Co., Berlin, 2. Aufl.

A. Widmaier.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 47.
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