Paternosteraufzüge

[51] Paternosteraufzüge, Personenaufzüge mit ununterbrochenem Betriebe, die statt eines abwechselnd auf und nieder gehenden Fahrkorbes eine größere Zahl von Fahrkörben besitzen, die in ununterbrochener Reihenfolge in der einen Hälfte des Fahrschachtes aufsteigen und in der andern abwärts gehen.

Die allgemeine Anordnung eines derartigen Aufzuges ist aus nebenstehender Figur zu ersehen. Der von massiven Wänden umschlossene Fahrschacht hat in jedem Stockwerk eine unverschlossene Austrittsöffnung, die stets auf einen besonderen Vorplatz mündet, der vom Treppen- und Korridorverkehr vollständig getrennt ist. Der Fahrschacht ist durch die mittleren Führungen in zwei gleiche Teile geteilt, von denen Abteilung I für die aufzeigenden, Abteilung II für die absteigenden Fahrkörbe bestimmt ist. Jeder Fahrkorb, deren im ganzen zwölf vorhanden sind, besteht aus einem in ein eisernes Gestell eingebauten Holzkasten mit einer offenen Zugangsseite von 0,96 × 0,98 m lichter Weite bei 2,50 m Höhe und führt sich mittels eines unterhalb angebrachten eisernen Bügels an den hölzernen Leitschienen l l1 l2. – An der Hinterwand der Schachtabteilung I sowie an der Vorderseite der Abteilung II ist je eine endlose Gliederkette k1 k1 bezw. k2 k2 durch den ganzen Schacht geführt, in dem sie über die oberen und unteren Kettenscheiben s1 s1 bezw. s2 s2 gelegt sind; die oberen Scheiben werden mittels Räderübersetzung und Riemenübertragung von einem Gasmotor (oder in sonst geeigneter Weise) angetrieben, und zwar haben alle Kettenscheiben gleiche Umdrehungsrichtung und Geschwindigkeit. – Jeder Fahrkorb hängt mit zwei an seinem oberen diagonalen Querhaupt angebrachten Zapfen in den in gleichem Sinne bewegten Trümen der Ketten k1 und k2, d.h. beim Aufgang in den beiden rechtsseitigen, beim Niedergang in den beiden linksseitigen Trümen. Beim Uebergang von der aufzeigenden in die absteigende Bewegung bleibt der Fahrkorb in genau senkrechter Lage.

In dem hier vorgeführten Beispiel dient ein 8 pferdiger Gasmotor mit 160 Umdrehungen in der Minute zum Betriebe des Aufzuges; bei einer Gesamtübersetzung der Riemen- und Räderübertragung von 42,6 : 1 machen die Kettenscheiben 3,75 Umdrehungen in der Minute, da jede ein Zwölfeck von 4,052 m Umfang bildet, ist ihre Umfangsgeschwindigkeit 15,12 m in der Minute. – Bei 17,06 m Förderhöhe hat jede Kette 144 Glieder von je 336 mm Länge; bei der angegebenen Geschwindigkeit macht jeder Fahrkorb 18,6 ganze Rundfahrten in der Stunde. Die Fahrkörbe hängen in Abständen von etwa 4,0 m an den Ketten. Diese, aus abwechselnd doppelt und einfachen Flacheisen hergestellt, bewegen sich in geschlossenen Führungen, die nur einen nach dem Innern des Schachtes gerichteten Schlitz für die Korbzapfen besitzen.

Für den Fall, daß die niedergehenden Fahrkörbe wesentlich stärker belastet werden füllten als die aufgehenden und demnach eine zu große Geschwindigkeit annehmen würden, ist ein Regulator angebracht, der gegebenenfalls auf eine Bremse einwirkt. Diese tritt auch dann in[51] Tätigkeit, wenn der Betriebsriemen reißen oder infolge zu großer Belastung der aufsteigenden Fahrkörbe von seiner Scheibe abfallen sollte.


Literatur: Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1907, S. 410, 445, 458, 624 und 1487.

K. Specht.

Paternosteraufzüge
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 51-52.
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