Reißzeug

[406] Reißzeug, eigentlich alle zum genauen geometrischen oder technischen Zeichnen (Aufreißen) nötigen Werkzeuge. Gewöhnlich versteht man darunter ein Besteck mit wenigstens den nötigsten Zeichenwerkzeugen (Fig. 1).

Unbedingt nötig für technische Zeichnungen sind: Einsatzzirkel, d.h. ein Zirkel mit Spitzen-, Bleistift- und Ziehfedereinsatz, für größere Kreise mit Verlängerungsstück, ein Spitzenzirkel (Handzirkel) zum Abstechen von Maßen, ein Stechzirkel für sehr kleine Maße, ein Nullenzirkel für kleine Kreise, eine Ziehfeder, ein Stangenzirkel für sehr große Kreise. Ein Nullenzirkel mit Fallvorrichtung (Fallnullenzirkel) ist in Fig. 3 dargestellt, aber nur bei häufigen sehr kleinen Kreisen zweckmäßig. Größere Beflecke enthalten mehrere verschieden große Zirkel (darunter auch einen Haarzirkel, vgl. Fig. 2) und Ziehfedern, außerdem einen Reduktionszirkel (Fig. 4) zum Uebertragen aus einem Maßstab in einen andern (für Reduktionen auf die Hälfte Halbierungszirkel genannt), wobei das Verhältnis L : l durch Verstellen des Gelenkes S eingeteilt werden kann, einen Stangenzirkel mit Stange aus zusammensteckbaren Röhren zwecks leichten Unterbringens in einem Besteck. Für gestrichelte Linien sind Ziehfedern mit einsetzbaren Zahnrädern vorhanden (Fig. 5). Je nachdem die Zahnräder 1, 2 oder 3 eingesetzt sind, erhält man die Linien 1, 2 oder 3, wenn man die Scheibe A mit der Spitze S so über das Zeichenpapier zieht, daß das Zahnrad auf der Zeichenschiene läuft. Sehr große Reißzeuge besitzen auch Ellipsenzirkel (Fig. 6), besonders für technische Zeichnungen in Parallelperspektive zweckmäßig, wobei die halbe Ellipse durch Verschieben der verstellbaren Gelenke P1 P2 in der Richtung der Pfeile gezeichnet wird. Es entspricht die Länge SP1 dem großen, SP2 dem kleinen Ellipsenhalbmesser. Zum Schraffieren werden Schraffierlineale mit selbsttätiger Verschiebung und beliebiger Einstellung der Strichweite angefertigt. Alle guten Zirkel müssen sehr genau gearbeitet sein (Präzisionsmechanik), zweckmäßig aus Neusilber bestehen, runde, glatte Formen haben und Kopf zum Anfassen. Ziehfedern müssen zum Reinigen aufklappbar sein (Fig. 1). – Die Apparate Fig. 14 entsprechen denen von C. Riefler in Nesselwang und München, in Fig. 5 denen von Richter & Co. in Chemnitz.

Krause.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6.
Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 406.
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